Alpbach. Wenn am 19. August das Europäische Forum Alpbach mit der Seminarwoche eröffnet wird, feiert es sein 70-jähriges Bestehen. Wie aber steht es um diese Institution?

Erstmals, am 25. August 1945 trafen etwa 80 Personen, Österreicher, Franzosen, Schweizer, Amerikaner - sowohl Wissenschafter, Künstler, Offiziere der Besatzungstruppen als auch Studenten - in dem Bergdorf zusammen, um, wie es Otto Molden, einer der beiden Gründer, in seinem Buch "Der andere Zauberberg" beschreibt, an den "Internationalen Hochschulwochen des Österreichischen College" teilzunehmen. Und dies nur wenige Wochen nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

Offenes Österreich als Ziel


Molden, damals Student der Staatswissenschaften und Geschichte, und der junge Philosophiedozent Simon Moser hatten die Idee, das durch den Weltkrieg isolierte Österreich intellektuell zu öffnen. Diese Idee eines intellektuellen Austausches über Grenzen hinweg war so fruchtbar, dass daraus eine Institution geworden ist, die im Laufe ihres Bestehens große Geister nach Alpbach bringen konnte: Theodor Adorno, Ernst Bloch, Sir John Eccles, Viktor Frankl, Friedrich A. Hayek, Konrad Lorenz, Erwin Schrödinger, Sir Karl Popper und Hans Albert, um nur einige der bekanntesten Namen zu nennen.

Nun ist die Frage berechtigt, ob eine Veranstaltung, die alljährlich über Jahrzehnte stattfindet, sich nicht überlebt. Der frühere Präsident Heinrich Pfusterschmid stellte anlässlich des 50. Jubiläums die rhetorische Frage, ob das Forum nicht mit einem Geburtsfehler behaftet sei. Schon in den Anfängen waren die Vorstellungen der beiden Gründer über die Ausrichtung unterschiedlich: Während Molden ein vereintes Europa im Auge hatte und in Alpbach dafür die Diskussionsbasis schaffen wollte, ging es Simon Moser darum, das Forum zu einem Ort der wissenschaftlich-philosophischen Diskussion zu machen.

Europa oder Wissenschaft?


In gewissem Sinn finden sich die Auswirkungen dieser Unterschiede in der Ausrichtung noch heute im Selbstverständnis des Forums. Denn wie kann eine Veranstaltung, zu der während der zweieinhalb Wochen mehr als 4000 Teilnehmer anreisen, auch Ort des wissenschaftlichen Diskurses sein?

Natürlich hat sich in den vergangenen Jahren viel geändert. Die schon unter dem Präsidenten Erhard Busek erfolgreiche Initiative, mehr Jugend nach Alpbach zu bringen, findet eine Kontinuität unter dem jetzigen Präsidenten Franz Fischler. Es gibt heute mehr als 30 assoziierte Alpbach Klubs in ganz Europa und darüber hinaus. Diese Klubs bemühen sich nicht nur lokal um Stipendien für die Teilnahme am Forum, sondern bilden untereinander ein Netzwerk mit zahlreichen Aktivitäten. Über 700 Stipendiaten aus mehr als 40 Ländern treffen sich beim Forum, tauschen Ansichten aus und knüpfen Freundschaften - ein nicht geringer Betrag zu einem besseren europäischen Verständnis. Neben den traditionellen Gesprächen sind neue Formate hinzugekommen, die das Forum interaktiver und flexibler gestalten.