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Diese Wienwoche "erstmals auch für Wiener"

Von Ina Weber

Politik

Führungsteam nimmt Abschied und zieht Bilanz mit vierter Ausgabe des Kulturfestivals Wienwoche.


Wien. Can Gülcü und Radostina Patulova präsentierten gestern, Mittwoch, das Programm der vierten Ausgabe der Wienwoche, dem Kulturfestival der Stadt zum Thema Integration. Sie haben dies zum letzten Mal getan, denn ab 1. Jänner 2016 übernehmen Natasa Mackuljak und Ivana Marjonovic diese Aufgabe.

Das Festival, das zu 100 Prozent von der Stadt Wien finanziert wird und von 18. September bis 3. Oktober stattfindet, soll mit dem Titel "Harmonija, na ja..." die jahrelange Erfahrung der Leiter zusammenfassen. "Wir waren auf der Suche nach etwas, was die Wienwoche charakterisiert", sagte Patulova, "Harmonija, na ja" sei es geworden. Denn beim Wunsch nach Harmonie gerate oft vieles aus den Fugen, fügte Gülcü hinzu. Es könne wenn nur viele Harmonien geben. So hat das Festival sein erklärtes Ziel gefunden: Ruhestörung auf jeder Ebene. Stören und verstört sein, sei erwünscht, "der goldene Mittelweg" infrage gestellt und der Konflikt wird als Triebkraft genutzt. Gülcü: "Wienwoche erstmals auch für Wiener", "da werden Urängste wahr".

Anlässlich der aktuellen Ereignisse stehen künstlerische Projekte über Flüchtlinge auf dem Programm. In "Lampedusa", basierend auf Elfriede Jelineks Bühnenstück "Die Schutzbefohlenen", singen junge Darsteller gegen die menschenfeindliche europäische Grenzpolitik (Sonntag, 27. September, Odeon Theater). Der solidarische Blick von außen könne die eigenen Erfahrungen nicht ersetzen. So wird zeitgleich der Film "Auf nach Europa" gezeigt - die Geschichte des ehemaligen Flüchtlings Mohamed Mouaz, der im Jahr 2006 aus Algerien flüchtete und nach Österreich gelangte, wo er seit 2014 einen regulären Aufenthaltstitel besitzt. "Unsere Geschichte bleibt meist unsichtbar", sagte er.

Auch das Aktionskünstlerkollektiv "Zentrum für politische Schönheit" plant eine Aktion. Die "Operation Elmsfeuer" (Mittwoch, 30. September) ist "eine seltene Lichterscheinung", die "in Seenot geratenen Menschen Hoffnung und Trost schenken soll". Mehr wurde noch nicht verraten. Die Chefin des Kollektivs, Cesy Leonard, will die Menschen aus ihrer Komfortzone holen, wie sie in einem Interview mit der "Wiener Zeitung" am Mittwoch sagte. Interessant sei, dass uns Europäer diese Sache plötzlich berührt, sagte sie, weil sie im eigenen Vorgarten stattfinde. "Wenn die Menschen im Mittelmeer ersaufen, dann kümmert das die europäische Politik nicht."

Insgesamt werden im Rahmen der Wienwoche 17 Projekte vorgestellt. Sie sollen aufzuzeigen, wo es Konfliktpotenzial gibt. Die Aktion "Gemma Richard" führt in die Getto-Parks der Stadt. Dort rappen, performen und tanzen Jugendliche gegen die Einschränkungen, die ihnen im öffentlichen Raum und im Leben auferlegt werden (Samstag, 19. September, 16., Richard Wagner Park).

"Wir haben das Feld aufbereitet, nun muss es weiter beackert werden", schließt Gülcü ab.