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Studien-Wahl per App

Von Hanna Corsini

Politik
Per Smartphone können angehende Studenten nun über ihre Zukunft entscheiden.
© Jenis

Die neue App Unispotter soll nicht nur Schülern bei der Auswahl des richtigen Studiums helfen.


Wien. Tage der offenen Türen, Infoveranstaltungen, Informationsmessen, lange Gespräche mit Freunden und Familien, stapelweise geschichtete Broschüren auf dem Schreibtisch - und mittendrin der Maturant, der verzweifelt nach dem passenden Studium sucht. Für jene, die nicht schon als Kleinkind ihren Traumberuf gefunden haben, kommt dabei von Innenarchitekt bis Astrophysiker so gut wie alles in Frage. Und wenn dann die Entscheidung in Bezug auf den künftigen Job gefallen ist, tun sich erst recht viele Fragen auf: Soll man nun im Inland oder im Ausland studieren, auf Deutsch oder auf Englisch, pendeln oder umziehen?

Aber auch nachdem diese Fragen geklärt sind, muss die Entscheidung noch immer nicht die richtige gewesen sein: In Österreich bricht jeder dritte Student das erste Studium an einer öffentlichen Hochschule vorzeitig ab. Denn Schüler haben oft bestimmte Vorstellungen, die nicht mit der Realität übereinstimmen. Hauptgrund dafür sind mangelnde Informationen.

"Wir gehen denProzess umgekehrt an"

Die neue App Unispotter (für Android und Apple), die heute, Mittwoch, auf den Markt kommt, verspricht, die Studienauswahl umzukrempeln. Die kostenlose App auf Englisch ist eine Bildungsdatenbank, die mehr als 2000 akademische Studienprogramme an privaten und öffentlichen Hochschulen in ganz Österreich beinhaltet.

Eine umfangreiche und übersichtliche Database also? "Nicht ganz", sagt Verena Mai, die das gleichnamige Start-up mitbegründet hat. Sie weiß einerseits, dass "eines der wichtigsten Tools für Studiensuchende Google ist", und ist sich andereseits im Klaren darüber, dass Google nur beschränkt weiterhilft, wenn der Suchende selbst nicht weiß, wonach er genau sucht. "Wir gehen den Prozess umgekehrt an: Statt Studien anzuschauen und sich zu fragen, ob sie zu einem passen, werden in der App erst einmal die Interessen der User durch gezielte Fragen ermittelt. Am Ende des Matchingprozesses werden dnan passende Studien präsentiert." Die neun Fragen beinhalten einerseits Hardfacts über das Studium, wie Studiengebühren oder auch Unterrichtssprache, anderseits wird danach gefragt, wie wichtig etwa die Größe der Stadt oder ein aktives Studentenleben ist.

Automatische Kalendereinträge und Social-Media-Einbettung

Die App filtert dann die passenden Studien heraus und liefert dazu alle notwendigen Informationen sowie auch die Unterhaltskosten der Stadt auf einen Blick. Es gibt einen persönlichen Kalender für alle wichtigen Deadlines, zur Erinnerung werden Push-Nachrichten generiert. Auch auf die Vernetzung mit den Sozialen Netzwerken wird nicht vergessen: Man kann via Instagram den Studienort durch Fotos entdecken und sich mittels Facebook mit Interessenten oder Studierenden desselben Programms zu vernetzen, um sich über Themen wie Aufnahmetests oder die Wohnsituation auszutauschen.

Das dreiköpfige Unispotter-Team, das aus Österreich und Estland stammt, wird von Inits, einem Inkubator für Jungunternehmer, sowie von der Stadt Wien finanziert. Inits ist das Wiener Zentrum des sogenannten AplusB-Programms des Infrastrukturministeriums und ein Unternehmen der Universität Wien, der TU und der Wirtschaftsagentur Wien.

"Wir sind aber immer noch auf der Suche nach weiteren Investoren", erklärt Mai. Die Idee zum Start-up und zur App basiert auf den persönlichen Erfahrungen der Gründungsmitglieder. Das Vorläuferprojekt dafür war die Website www.learningplaces.net, doch schon bald wurde dem Team bewusst, dass diese nicht die Interessen der Studiensuchende widerspiegelte. Schließlich steht heute mit dem Smartphone ein viel moderneres Werkzeug zur Verfügung. Rund 40 Prozent der jungen Generation nutzen ihr Handy, um Informationen zum Studium zu recherchieren. "Eine App ist einfach zu bedienen und auch übersichtlicher. Durch Unispotter soll die Angst und der Stress der Suche genommen werden", sagt Mai.

Seit April wurde die App getestet, jetzt ist das Produkt marktreif. Fertig ist der Entwicklungsprozess aber noch lange nicht, betont Unispotter-Mitgründer Christoph Trost: "Hier geht es um eine stetige Weiterentwicklung. Deswegen freuen wir uns über jedes Feedback. Wir können mehr lernen und die App den Vorstellungen der User anpassen."

Österreich als Sprungbrettfür europäischen Markt

Zielgruppe der App sind primär Schüler in ihrem Maturajahr. Deswegen wurde das Releasedatum auch auf Anfang November gelegt. "Jetzt ist die erste Phase der Suche, da fangen auch alle Bildungsmessen an", meint Trost. Da aber auch Master- und PhD-Studiengänge in der App enthalten sind, richtet sich das Angebot ebenso an Studenten, die sich mit ihrer weiteren akademischen Karriere beschäftigen möchten.

Österreich ist dabei eigentlich nur ein Testland. Schlussendlich soll die englischsprachige App europaweit ausgeweitet werden. "Immer mehr junge Menschen verlassen ihr Heimatland und wollen im Ausland studieren. Da ist die Anzahl an Studien schier unüberschaubarer", sagt Mai. Österreich gilt als ideales Sprungbrett für den europäischen Markt, denn die hier angebotenen rund 2000 Studiengänge sind nur ein Zehntel dessen, was zum Beispiel Deutschland zu bieten hat.

Unispotter soll also bald noch mehr Schülern und Studenten den Weg zum richtigen Studium weisen. Doch eines stellt Mai klar: "Die App kann nicht alle User davor bewahren, Fehler zu machen."