Wegen aktiver Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie hat die Universität Salzburg die im Jahr 1983 verliehenen Ehrendoktorate an den österreichischen Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz sowie an den deutschen Wirtschaftsrechtler Wolfgang Hefermehl widerrufen. Das gab die Universität Salzburg heute, Donnerstag, in einer Aussendung bekannt.

Der Beschluss des Universitätssenats über die Aberkennungen erging am 15. Dezember im Einvernehmen mit dem Rektorat. Diese Entscheidung schließt an den bereits im Oktober 2014 ausgesprochenen Widerruf des Ehrendoktorats des früheren Leiter des Hauses der Natur in Salzburg, Eduard Paul Tratz, wegen dessen nationalsozialistischer Vergangenheit an.

Besonders engagierter Nationalsozialist

Die Universität Salzburg habe als erste österreichische Universität im Jahr 2014 eine gründliche Untersuchung ihrer Ehrungspraxis hinsichtlich möglicher nationalsozialistischer Belastungen geehrter Persönlichkeiten eingeleitet. Der Überprüfungsprozess der "Tabula Honorum" soll im Jahr 2016 abgeschlossen werden, wie Rektor Heinrich Schmidinger und Senatsvorsitzender Stefan Griller informierten.

Sowohl bei dem in Wien geborenen Lorenz (7.11.1903 - 27.2.1989) als auch bei dem in Berlin geborenen Hefermehl (18.9.1906 - 29.10.2001) sei die aktive Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie im Verfahren zur Verleihung des Ehrendoktorates verschwiegen worden. Lorenz habe sich in seinem Aufnahmegesuch an die NSDAP vom 28. Juni 1938 als besonders engagierter Nationalsozialist dargestellt, konstatierte das Gremium und zitierte daraus Angaben des Verhaltensforschers: "Ich war als Deutschdenkender und Naturwissenschaftler selbstverständlich immer Nationalsozialist und aus weltanschaulichen Gründen erbitterter Feind des schwarzen Regimes (nie gespendet oder geflaggt) und hatte wegen dieser auch aus meinen Arbeiten hervorgehenden Einstellung Schwierigkeiten mit der Erlangung der Dozentur."

"Ganze wissenschaftliche Lebensarbeit im Dienste nationalsozialistischen Denkens"

Weiters schrieb der Mediziner und Zoologe: "Ich habe unter Wissenschaftlern und vor allem Studenten eine wirklich erfolgreiche Werbetätigkeit entfaltet, schon lange vor dem Umbruch war es mir gelungen, sozialistischen Studenten die biologische Unmöglichkeit des Marxismus zu beweisen und sie zum Nationalsozialismus zu bekehren (...) Schließlich darf ich wohl sagen, daß meine ganze wissenschaftliche Lebensarbeit, in der stammesgeschichtliche, rassenkundliche und sozialpsychologische Fragen im Vordergrund stehen, im Dienste nationalsozialistischen Denkens steht." Dazu die Universität Salzburg: "Seine Angaben im Aufnahmeantrag zur NSDAP mögen übertrieben sein. Im Kontext machen sie aber mindestens das Bemühen um eine wirksame Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts deutlich."