Ausbildungspflicht ja, aber ohne Bürokratie-Monster

Ob die Ausbildungspflicht der richtige Weg ist, um die Jugendlichen abzufangen, möchte Challupner nicht letztgültig beantworten. Seit 36 Jahren betreut sie arbeitslose Jugendliche, 14.000 werden derzeit in der von ihr geleiteten AMS-Stelle beraten werden. "Umso höher die Ausbildung, desto geringer das Arbeitslosenrisiko - die Grundidee finde ich also positiv", sagt sie, warnt aber davor, ein "bürokratisches Monster" aufzubauen. "Ich hoffe, das Gesetz ist ein bisschen flexibel." Denn nicht ohne Grund sind viele der Jugendlichen nicht in der Lage, sich um eine Ausbildung zu kümmern: Manche müssten arbeiten, damit sie sich eine Lehre leisten können. Andere müssten psychotherapeutisch betreut werden, bevor an Ausbildung zu denken sei.

Das Problem ist vielschichtig: Es geht um Elternhaus, Schulsystem und Betriebe - aber in erster Linie geht es darum, den Jugendlichen Zeit zu geben. Die bekommen sie in der Produktionsschule. Ein Jahr, bei Bedarf auch länger, können sie in der Jobfabrik bleiben. Manche erhalten auch eine zweite Chance. So wie Zdravko. "Beim ersten Mal hat er immer gesagt: ‚Das ist alles Blödsinn, Sie sind viel zu streng.‘ Dann war er ein Jahr zu Hause hat auf die harte Tour gelernt, dass die Welt nicht auf Menschen wartet, die sich nicht aufs Arbeiten vorbereiten", erzählt Neumann. Mit Hilfe eines Jugendcoachings habe er mittlerweile "selbst verstanden, worauf es ankommt", er sei einer der zuverlässigsten, fleißigsten Mitarbeiter. Und: "Ich bin immer pünktlich", sagt Zdravko.