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Die Rückkehr zum Markenkern

Von Matthias Nagl

Politik

Mit der Wahl der neuen Landesparteiobfrau Marlene Svazek ist die Salzburger FPÖ wieder auf Linie der Bundespartei.


Salzburg. Die Erneuerung dauerte etwas mehr als ein Jahr. So lange ist es nun her, dass Heinz-Christian Strache den Salzburger Langzeit-Parteiobmann Karl Schnell mittels Rauswurf von der Landesparteispitze entfernte. Am Freitagabend wählt die Landes-FPÖ in Salzburg ihre neue Obfrau Marlene Svazek.

Sie steht für den neuen Kurs der Landespartei. Schon auf den ersten Blick könnte der Kontrast zu Schnell kaum größer sein. Statt dem 62-jährigen Arzt und Langzeit-Obmann der Freiheitlichen in Salzburg kommt nun eine 23-jährige Frau ans Ruder, die noch studiert und ihr bisheriges berufliches Leben in der FPÖ verbrachte. Schnell gründete nach seinem Rauswurf den Ableger FPS (Freie Partei Salzburg) und sitzt mit fünf Abgeordneten nach wie vor im Landtag.

Schnell, der seine Bastionen vor allem in den Gebirgsgauen hat, inszeniert sich nach wie vor als thematisch verwandter Widersacher von Strache. Einen Tag vor dem FPÖ-Landesparteitag lud er zu einem Treffen "Ein Jahr Freiheit". Ob dieser Kurs bei den Landtagswahlen in zwei Jahren bei den Wählern ankommt, bleibt abzuwarten. In Umfragen der letzten Zeit liegt die FPÖ über 20 Prozent, die FPS müsste um den Einzug in den Landtag kämpfen.

Jung, weiblich, Akademikerin

Dabei stand bis vor gut einem Monat noch gar nicht fest, wer die FPÖ in die Wahl führen wird. Das ist inzwischen geklärt. Neben der Wahl zur Obfrau wird Svazek auch frühzeitig zur Spitzenkandidatin gekürt. Damit ist der FPÖ Salzburg zunächst die Aufmerksamkeit sicher. Jung, weiblich, Akademikerin - mit diesen Attributen sticht Svazek aus der weit verbreiteten Vorstellung von FPÖ-Wählern und Funktionären hervor. Die 23-Jährige schreibt aktuell an ihrer Masterarbeit in Politikwissenschaft und hat schon vor ihrem Einstieg in die Landespolitik auf zwei Ebenen politische Erfahrung gesammelt. In ihrer Heimatgemeinde Großgmain war sie Gemeinderätin, im EU-Parlament Mitarbeiterin des FPÖ-Abgeordneten Harald Vilimsky. Für Marine Le Pen hat sie bereits mehrfach Bewunderung geäußert, dem radikalen Flügel der FPÖ will Svazek aber nicht zugerechnet werden.

Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" gibt sie sich betont mehrheitsfähig. Eines steht mit ihrer Wahl jedenfalls fest. Der relativ eigenständige Kurs, den die FPÖ Salzburg unter Schnell fuhr, ist Vergangenheit. "Eines ist ganz wichtig", sagt Svazek. "Man kann nur gemeinsam erfolgreich sein. Es kann nicht eine Landesgruppe ihr eigenes Süppchen kochen." Ihr jugendliches Alter möchte Svazek nicht überbewerten. Sie sieht die Politik als "Lebensphase", auf deren Ende sie sich noch nicht festlegen möchte. In die generelle Strategie der FPÖ passen junge Gesichter allerdings sehr gut. "Mit jugendlicher Dynamik kann sich die FPÖ von den anderen Parteien abheben und die Unterschiede hervorstreichen, sowohl ideologisch als auch physisch", erklärt Politikwissenschafter Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg.

Die FPÖ reagiere damit auch auf die Bedürfnisse ihrer Wähler. "Jemand, der nicht zufrieden ist, sucht sich einen Agenten des Wandels. Und wer ist der glaubwürdigste Veränderer? Jemand junger", sagt Heinisch. Wobei für die Strategie der FPÖ gar nicht so bedeutend ist, wer an der Spitze der Landesparteien steht, wie auch die steirische Landtagswahl im vergangenen Jahr gezeigt hat. "Die FPÖ funktioniert über die Marke. Letztlich ist egal, wer vorne steht", erklärt Heinisch.

In Salzburg hat die Bundespartei mit der nunmehrigen Kandidatin auch die Kontrolle über die Landespartei wiedererlangt. "Strache war schon lange bewusst: Schnells FPÖ war nicht die FPÖ, wie sie sich Strache vorstellt", glaubt Heinisch.

Die Regierung als Ziel

Tatsächlich ist die Kursänderung offensichtlich. "Schnell fuhr einen eher gemütlichen Kurs und trat nicht als Retter des Abendlandes auf", sagt Heinisch. Damit wird es nun vorbei sein. Als eine der ersten Aufgaben will Svazek der Partei ein klares Profil geben. "Die Positionen der FPÖ waren zuletzt etwas verwässert", sagt Svazek. Sie will nun klarer machen, wofür die Partei steht. Es ist davon auszugehen, dass das auch mit einer Verschärfung des Tonfalls einhergehen wird.

Wie auf Bundesebene wird die FPÖ aber auch in Salzburg immer den größtmöglichen Wählerkreis im Blick haben. Denn während Schnell seinen Widerwillen zum Mitregieren offen vor sich hertrug, schielt eine Landespartei nach Straches Vorstellungen immer auch nach Regierungsverantwortung. "Sowohl bei der ÖVP als auch der SPÖ finden sich Überschneidungen. Es muss inhaltlich und menschlich passen. Aber, wenn die ÖVP ihre konservativen Wurzeln wiederfindet, könnte ich mir das gut vorstellen", sagt Svazek.

Die oberösterreichische Variante - von Schwarz-Grün zu Schwarz-Blau - ist auch in Salzburg nicht unwahrscheinlich. "Wir haben eine relativ populäre Koalition, die aber zulasten der Grünen nicht erneuerbar sein wird", glaubt Heinisch. "Dann bleiben als Optionen für Landeshauptmann Wilfried Haslauer vielleicht nur mehr eine neuerliche Dreier-Koalition oder die FPÖ."