Zum Hauptinhalt springen

Gründerzeit

Von Brigitte Pechar

Politik

Regierung stellt 185 Millionen Euro für Start-up-Gründungen zur Verfügung und will damit 1000 neue Unternehmen und 15.000 Jobs schaffen.


Wien. Die Bundesregierung hat am Dienstag im Ministerrat den ersten Teil ihres Wirtschaftsprogramms beschlossen. 185 Millionen Euro an frischem Geld und zusätzlich 100 Millionen Euro an Garantien für die Startphase von innovativen neuen Unternehmen - sogenannten Start-ups - werden von 2017 bis 2020 flüssiggemacht. Parallel dazu wird auch die Bankenabgabe reformiert (Seite 11). Für den Herbst planen Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) eine große Reform der Gewerbeordnung.

Start-ups sind junge Firmen mit innovativen Geschäftsideen. In Österreich sind das grob gefasst Ideen in zwei Bereichen: der IT und Mobile-Bereich und der Life-Science-Bereich. Für die Förderungen gibt es klare Definitionen der Unternehmen: Grundsätzlich haben diese Unternehmen ein innovatives Produkt oder eine innovative Dienstleistung oder ein innovatives Verfahren. Sie müssen auf schnelles Wachstum ausgerichtet sein und stark exportorientiert sein. Das Unternehmen darf maximal fünf Jahre alt sein und muss den Hauptstandort in Österreich haben.

Drei Jahre Förderung der Lohnnebenkosten

Die Regierung wolle Wachstum kreieren und Arbeit schaffen. "Daher muss man dort ansetzen, wo Zukunft entsteht", erläuterte der Bundeskanzler nach dem Ministerrat das Förderungspaket für die Start-up-Szene. Damit sollen 1000 neue Start-ups entstehen. Kern sprach von 10.000 bis 15.000 neuen Jobs.

"Natürlich wird das Geld kosten, aber wenn man davon ausgeht, dass diese Maßnahmen dazu führen sollen, dass 1000 neue Firmen gegründet werden, dann scheint das gerechtfertigt zu sein", sagte Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP). Man wolle klarstellen, dass Österreich ein guter Standort ist. Auch für Vizekanzler Mitterlehner ist es ein "ganz massiver Schritt", der Österreich bei der Start-up-Förderung dort hinbringen werde, wo Großbritannien und Deutschland jetzt schon sind. Insbesondere sei es eine "gravierende Neuerung", dass die ersten drei Mitarbeiter in den ersten drei Jahren des Unternehmens gefördert werden, indem die Lohnnebenkosten teilweise gestundet werden.

Der Löwenanteil der Förderung entfällt mit rund 100 Millionen Euro auf eine Verringerung der Lohnnebenkosten in den ersten drei Jahren. Konkret sollen für besonders innovative und wachstumsstarke Start-ups die Lohnnebenkosten für drei Mitarbeiter und drei Jahre gefördert werden. Im ersten Jahr werden dabei 100 Prozent der Dienstgeberbeiträge ersetzt, im zweiten Jahr zwei Drittel und im dritten Jahr ein Drittel.

Fünf Millionen Euro soll es für Unternehmensgründungen aus Universitäten heraus geben, hier ist die Schweizer ETH Zürich das Vorbild. Der Business-Angels-Fonds soll für die Jahre 2017 bis 2020 wieder mit 20 Millionen Euro befüllt werden: fünf Millionen Euro kommen vom Wirtschaftsund Finanzministerium, aus dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) sollen - das ist noch eine Hoffnung - weitere fünf Millionen Euro dazukommen. Die Business Angels sollten noch einmal 10 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen.

Für die Finanzierung der Frühphase der Start-ups (Seed-Finanzierung) sind weitere 20 Millionen Euro vorgesehen - das finanzieren Finanz- und Wirtschaftsministerium zu gleichen Teilen.

Abgesehen von diesem frischen Geld, will die Regierung auch die Garantien aufstocken, die Start-ups über das AWS - die Förderbank der Republik - gewährt werden. Bisher sind es jährlich 200 Millionen Euro, ab Jänner 2017 sollen weitere 100 Millionen Euro dazukommen. Das soll 350 Millionen Euro an Investitionen auslösen und 9000 Jobs schaffen oder sichern.

Weitere Leistungen sind Schecks über 10.000 Euro für die Einreichung von Patenten, neue Ideen können künftig für ein Jahr geschützt werden, auch wenn sie noch nicht patentreif sind.

In Europa ist die Start-up-Szene vor allem in London groß. Um diese bemüht sich nach dem Brexit gerade Berlin, ein zweiter großer Start-up Hot-spot.

Wien erfreut überImpulse der Regierung

In Österreich findet sich die Start-up-Szene hauptsächlich in Wien: 70 Prozent aller Start-ups sind in der Bundeshauptstadt. Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner begrüßt das Start-up-Paket der Regierung daher. Für Wien seien Start-ups eine Dynamik für den Wirtschaftsstandort. Sie sei daher froh über diesen Impuls, den die Regierung hier setze, sagte Brauner zur "Wiener Zeitung". Wien wirbt nicht so wie Berlin in London, sondern auf dem asiatischen Markt. Mit speziellen Start-up Packages sollen ausgewählte internationale Jungunternehmer mit ihrer Geschäftsidee nach Wien gelockt werden.

Junge Wirtschaft: Alle Jungunternehmer fördern

Auch die Junge Wirtschaft begrüßt die Maßnahmen zur Stärkung von Start-ups, speziell die Reduktion der Lohnnebenkosten, die eine langjährige Forderung der Jungen Wirtzschaft gewesen sei, stellte JW-Vorsitzender Herbert Rohrmair-Lewis fest. Er wünscht sich allerdings, dass diese Lohnnebenkostenförderung nicht auf Start-ups beschränkt bleibt. Jeder einzelne Gründer leiste einen immensen Beitrag für die wirtschaftliche Zukunft des Landes und schaffe 2,4 Arbeitsplätze im ersten Jahr. Start-ups schaffen laut European Start-up Monitor in den ersten zwei Jahren pro Unternehmen 7,5 Jobs (inklusive der Firmengründer).

Für Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl wurde damit der Startschuss gegeben, um Österreich zum Gründerland Nummer eins zu machen. Auch von der Opposition - den Grünen und den Neos - kam Zustimmung zu den Maßnahmen.