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Pfand für Plastikflaschen?

Von Richard Walde

Politik
© Fotolia/srioon

Von einem Rückgabesystem wie in Deutschland ist Österreich noch weit entfernt.


Wien. In Deutschland bezahlen die Käufer für fast alle Plastikflaschen ein paar Cent mehr. Kleine Beträge, die der Käufer bei der Rückgabe der Behälter wiederbekommt. Die Rede ist von Pfand. Bis zu 25 Cent gibt es pro Flasche zurück. Dass das Modell funktioniert, zeigt die Anzahl der wiederkehrenden Gefäße. Vor allem beim Mehrweg werden so sehr hohe Rücklaufquoten erreicht. Warum wird also in Österreich noch immer darauf verzichtet?

"Ich halte nicht viel von Pfand, denn hier ist das Recycling sehr hoch angestellt", sagt Hans Roth. Er ist der Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (Vöeb). Auch ohne eine solche Regelung würde ein vergleichbarer Rücklauf erzielt werden. Seiner Meinung nach soll vor allem auf die Mülltrennung geschaut werden.

Die Altstoff Recycling Austria (Ara) ist der gleichen Meinung. "Wir setzen die Aufklärung der Bürger über die Notwendigkeit der Sammlung" heißt es von Pressesprecherin Sandra Holzinger. Auch würden die aufkommenden Kosten in keinem Verhältnis zu einer Steigerung der Anzahl wiederkehrender Flaschen stehen. Jedoch wäre mit Pfand eine Rücklaufquote von über 90 Prozent der Plastikflaschen möglich, gibt Holzinger zu. Heuer sind es circa 75 bis 80 Prozent. Allerdings sei eine "Notwendigkeit" eines Pfands nicht gegeben.

Vorbild Deutschland

Im direkten Vergleich mit Deutschland hat Österreich deutlich das Nachsehen. Viel weniger Pet-Flaschen landen im richtigen Mistkübel als in Deutschland in die Geschäfte zurückgelangen. Stolze 98,5 Prozent der Einweggebinde und 99,5 Prozent der Mehrweggebinde werden dort zurückgegeben.

Durch diese erneute Verwendung haben die Flaschen im Schnitt über 13 Leben. Aufgrund der intensiven Reinigung gäbe es aber keine hygienischen Probleme bei der erneuten Verwendung derselben Flasche. Ist das Plastikgefäß irgendwann doch kaputt und unbrauchbar, wird es recycelt.

Die Zahlen aus Deutschland nehmen sich einige österreichische Unternehmen zum Anlass, selbst Regelungen auf den Markt bringen. So auch Vöslauer. Neben Mehrweg-Glasflaschen wird auch eine 1-Liter-Wasserflasche wird mit einem Pfandbetrag von 29 Cent vertrieben. "Die Rücklaufquote beträgt 95 Prozent", sagt Alfred Hudler, Vorstandsvorsitzender von Vöslauer. Er ist sehr zufrieden mit den beiden Pfandsystemen - dem Mehrweg für Glas und dem Zweiweg für Plastik. Zudem werden aber auch normale Einwegflaschen angeboten. Somit könne der Konsument frei aus verschiedenen System wählen, so Hudler.

Zweiweg ist nicht Mehrweg

Die Pet-Flasche mit Pfand ist aber auch nur einmal in Verwendung, Behälter aus wiederverwendbarem Plastik gibt es in Österreich überhaupt nicht. Nach der Rückgabe im Handel wird die Flasche im Recycling gepresst. Anschließend entstehen aus den Rohstoffen neue Flaschen. Nach einem sehr ähnlichen Prinzip werden auch die Einwegflaschen recycelt. Das kritisierte die Organisation Greenpeace im Jahr 2003, als Vöslauer die Idee auf den Markt brachte. Sie warnten vor einem "Ökoschwindel" und dem einzigen Vorteil davon - niedrigere Produktionskosten für Vöslauer.

Auch heute ist die Kritik noch groß. Greenpeace fordert längst Mehrwegflaschen. Herwig Schuster, Chemiker bei Greenpeace versteht nicht, warum Vöslauer nicht gleich auf Mehrweg gesetzt hat. "Auch wiederbefüllbare Kunststoffflaschen schneiden aus Sicht der Ökobilanz akzeptabel ab". Zudem wird eine regionale Verwaltung der Pfandsysteme gefordert, um lange Reisewege für die Flaschen zu verhindern.

Mehrweg aus der Region

Dieser Meinung ist auch Gerhard Kotschik vom deutschen Umweltbundesamt. Er rät aus ökologischer Sicht, Mehrweg aus der Region zu kaufen. Für den Konsumenten mache es auch keinen Unterschied, ob er Ein- oder Mehrweg kaufe. Beides müsse wieder zurückgegeben werden und man spare sich so Teile der aufwendigen Mülltrennung.

Es bleibt also die Erkenntnis, dass sich in Österreich einige Unternehmen mit Wiederverwertung von Plastikflaschen identifizieren wollen. Vöslauer gilt dabei als Vorbild für kleinere Unternehmen. Um dieser Rolle noch besser gerecht zu werden, wird auf umweltschonende Prozesse gesetzt. Gute und effiziente Pläne gibt es aber derzeit noch nicht - vor allem wiederverwendbare Plastikflaschen gibt es gar keine. Für ein überwiegend pfandloses Land erreicht Österreich aber sehr hohe Rücklaufquoten. Diese könnten mit einem allgemeinen Pfand noch deutlich erhöht werden.

Die damit verbundenen Kosten würden aber den Rahmen sprengen, argumentiert die Ara. Bis Kunststoffgebinde mehrfach genützt werden, werden wir also weiter den Mistkübel aufsuchen müssen - und dort die Mülltrennung vornehmen.