Wien. Er weiß, wovon er spricht: Ab 3. Oktober steht der HAK-Lehrer Andreas Ferner in seinem Nebenberuf als Kabarettist mit einem neuen Programm auf der Bühne des Wiener Orpheums. Unter dem Titel "BildungsFERNER" erzählt er einerseits lustige Geschichten aus dem Schulalltag, zeigt aber auch bildungspolitische Probleme und Lösungsansätze dazu auf. Die "Wiener Zeitung" hat mit ihm darüber gesprochen.

"Wiener Zeitung": Was läuft im österreichischen Schulsystem falsch?

Andreas Ferner: Teilweise weniger, als die Leute glauben. Für meinen Geschmack reden zu viele Menschen von außen mit – sogenannte Bildungsexperten –, die eigentlich kaum Ahnung davon haben, was sich in den Klassenräumen wirklich tagtäglich abspielt. Meiner Meinung nach werden die Lehrer als die wahren Bildungsexperten zu wenig gefragt. Ich glaube, dass unser Bildungssystem zu oft schlechtgeredet wird. Bei den wirklich interessanten Kennzahlen liegt Österreich nämlich sogar sehr weit vorne: Zum Beispiel ist Österreich das beste OECD-Land, wenn es darum geht, wie gut der Übergang von der Schule ins Berufsleben geschafft wird. Und das ist für mich persönlich als Vater tausendmal relevanter als irgendein Pisa-Test, der von bestimmten Wirtschaftsorganisationen willkürlich nach deren Interessen erstellt wurde. Aber über diese positiven Kennzahlen spricht komischerweise kaum jemand, dafür ständig über Pisa, obwohl diese Tests im Grunde überhaupt nichts über den Bildungserfolg oder das Lebensglück von jungen Menschen aussagen.

Also ist alles gut?

Es gibt natürlich Verbesserungsbedarf. Aber man muss bei den Reformen die Lehrer mit einbauen. Und ich glaube, dass eine größere Reform, die grundlegende Dinge ändert, besser wäre als viele kleine, die womöglich letztlich mehr kaputtmachen als helfen. Ein ganz konkretes Anliegen wäre ein Ausbau des Unterstützungspersonals an den Schulen, also Sekretäre, Sozialarbeiter, Psychologen, die all das abdecken, was nicht direkt mit dem Unterrichten zu tun hat. Da liegt Österreich an letzter Stelle, mit weitem Abstand zum Zweitletzten, der Türkei. Würde man da etwas tun, könnten wir Lehrer uns auch wieder mehr auf unsere eigentliche Aufgabe konzentrieren: auf das Unterrichten. Derzeit übernehmen wir extrem viele Administrationstätigkeiten. Die meisten Landesschulen haben ja überhaupt kein Sekretariat. Und auch sehr viele soziale Probleme, die in die Schule hereingeschwappt sind, müssen wir alleine lösen.