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Und danach auf ein Bier

Von Walter Hämmerle

Politik

Bundeskanzler Kern kreuzte mit FPÖ-Chef Strache die Klingen.


Wien. "Rot-Blau - eine Versuchung": Unter diesem Motto debattierten am Mittwochabend in der Ö1-Diskussionssendung "Klartext" Bundeskanzler SPÖ-Vorsitzender Christian Kern und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache über ihr grundsätzliches Verhältnis und die aktuellen politischen Streitfragen. Und siehe da, das zum "Duell" hochgejazzte Aufeinandertreffen der beiden Parteichefs verlief über weite Strecken erstaunlich amikal, jedenfalls gemessen am sonstigen öffentlich gepflegten Umgangston zwischen diesen beiden Parteien.

Tatsächlich bemühten sich sowohl Kern wie Strache um eine Doppelstrategie: Beiden ging es darum, die bestehenden, und in etlichen Fragen durchaus gravierenden Differenzen in inhaltlichen Fragen herauszustreichen - und sich gleichzeitig die Option auf künftige Zusammenarbeit offenzulassen. Nicht einmal einen Nationalisten wie Victor Orban, Marine Le Pen oder Donald Trump wollte der SPÖ-Chef den FPÖ-Obmann nennen. Und die Frage, ob er selbst vielleicht ein Linkspopulist sei, ließ Kern überhaupt an sich abperlen. Und auch auf hartnäckiges Nachfragen von Moderator Klaus Webhofer kam dem Bundeskanzler kein klares Nein auf die Frage über die Lippen, ob denn jetzt eine rot-blaue Koalition möglich sei - oder eben nicht. Stattdessen verwies Kern auf die von ihm eingesetzte Arbeitsgruppe, die einen Kriterienkatalog für allfällige Koalitionspartner erarbeiten soll.

Inhaltlich betonte der Kanzler die Notwendigkeit, bestehende Probleme offensiv anzugehen: "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Globalisierung eine Reihe von Verlierern produziert hat. Das produziert Frustration, und darauf müssen wir reagieren. Aber mit anderen Worten als Trump und die anderen Populisten." Stattdessen will Kern für mehr Wachstum, höhere Löhne und ein funktionierendes soziales Netz sorgen.

Strache plädierte im Angesicht von 412.000 Jobsuchenden für eine massive Steuerentlastung für Arbeitnehmer wie Selbstständige; finanzieren will er das kurzfristig über höhere Schulden, mittelfristig würden dann die Einnahmen steigen. Von einem Austritt Österreichs aus der EU wollte der FPÖ-Chef an diesem Abend nichts wissen, so lange jedenfalls die Türkei nicht beitrete und die EU sich nicht zum Zentralstaat entwickle.

Verbleibende Differenzen wollten die beiden anschließend dann noch bei einem Bier klären. Na dann.