Salzburg. Die Pisa-Studie brachte für Österreich durchwachsene Ergebnisse. Die Ergebnisse des in Österreich erstmals erhobenen Teilbereichs "kollaboratives Problemlösen" werden allerdings erst 2017 veröffentlicht. Dabei sollen die sozialen Kompetenzen getestet werden, die in der Bildungsforschung zunehmend Aufmerksamkeit bekommen.
Mangels früherer Erhebungen wird es bei der Veröffentlichung allerdings nur kaum vergleichbare Daten von anderen Ländern geben, wie der Weltbank-Ökonom Koji Miyamoto der "Wiener Zeitung" am Rande einer Tagung des Salzburg Global Seminars zur Messung sozialer und emotionaler Kompetenzen erklärte.
"Wiener Zeitung": Was wird unter sozialen und emotionalen Kompetenzen verstanden?
Koji Miyamoto: Das sind individuelle Fähigkeiten, mit anderen zusammenzuarbeiten, emotionale Herausforderungen zu bewältigen. Das heißt, mit emotionalen Schwierigkeiten zurechtzukommen sowie die individuelle Fähigkeit, Ziele zu erreichen.
Warum sind diese Kompetenzen wichtig für die Gesellschaft?
Ganz allgemein befördern sie den Lebenserfolg von Kindern. Zum Beispiel sind sie bestimmende Faktoren für das Abschneiden auf dem Arbeitsmarkt und sehr wichtige Beförderer eines gesunden Lebenswandels. Zum Beispiel verringern hohe soziale und emotionale Kompetenzen die Wahrscheinlichkeit von Fettleibigkeit und mentalen Gesundheitsproblemen. Sie sind auch wichtig, um das zivilgesellschaftliche Engagement zu fördern, etwa an Wahlen teilzunehmen und sich für Politik zu interessieren.
Im Pisa-Test wurden diese Kompetenzen in vielen Ländern - so auch Österreich - bei der aktuellen Prüfung erstmals überprüft. Liegt das daran, dass es viel schwieriger ist, solche "weichen Kategorien" abzufragen, als Aufgaben zu stellen, die dann entweder richtig oder falsch gelöst werden?
Ja. Diese Kompetenzen werden auch "schwer zu messende Kompetenzen" genannt. Es ist schwierig, weil sich etwa die Beharrlichkeit von Menschen schwer beobachten lässt. Ich kann Ihre emotionalen Fähigkeiten nicht sehen, Ihre Ausdauer. Ich kann lediglich von Ihrem Verhalten und Ihren Aussagen darauf schließen. Sie können sagen: "Ich bin ein beharrlicher Typ", und wenn ich das glaube, ist das meine Messgröße. Das sind sehr verzerrte Messungen. Abgesehen von Selbstbeschreibungen gibt es aber eine ganze Reihe an unterschiedlichen Messgrößen. Etwa Aussagen von Lehrern oder Eltern oder die Beobachtung von Schülern bei der Lösung einer Aufgabe.