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Keine Angst vor Rankings

Von Rosa Eder-Kornfeld

Politik

Laut Österreichischer Universitätenkonferenz sagen Ranglisten wenig über die akademische Leistung von Hochschulen aus.


Wien. Warum sind wir nicht drin? Oder: Warum sind wir so weit hinten, nur im Mittelfeld, nicht unter den ersten 100? Erscheint wieder einmal ein neues Ranking, bei dem Österreichs Universitäten offenkundig nicht so toll abgeschnitten haben, wird hektisch nach den Gründen dafür gesucht. Dabei besteht überhaupt kein Anlass zur Sorge. Eine Arbeitsgruppe der Universitätenkonferenz (Uniko) hat verschiedene Rankings unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss, dass sie nur beschränkte und teilweise stark verzerrte Aussagen über die akademische Leistung zulassen.

Komplex, heterogen, unvergleichbar

Universitäten seien komplexe, heterogene Einrichtungen und daher nicht miteinander vergleichbar, betonte Johannes Sorz, Mitarbeiter im Büro desRektorats der Universität Wien, am Mittwoch bei der Vorstellung eines Handbuchs über internationale Hochschulrankings. Diese müssten immer in Relation gesetzt werden. Sorz nennt als Beispiel das vom Softwareentwickler Quacquarelli Symonds (QS) jährlich herausgegebene World University Ranking. Unabhängig von ihrer Platzierung gehören die weltweit 200 besten Universitäten in diesem Ranking immer noch zu den besten 5 Prozent aller rund 4000 in die Untersuchung einbezogenen Universitäten. Was einen Platz "im Mittelfeld" gleich in ein anderes Licht rückt.

Sorz sieht in Rankings einen "flüchtigen Hinweis auf die internationale Sichtbarkeit" von Hochschulen. Daher sollten auch die jährlichen Änderungen der Platzierungen nicht überbewertet werden. Insbesondere bei den mittleren und hinteren Rangpositionen handle es sich oft um statistische Schwankungen und Dateneffekte und nicht um eine tatsächliche Änderung der akademischen Performance. Die Uni Wien ist etwa im QS-Ranking von Platz 153 auf 155 gerutscht, die TU Wien verbesserte sich vom 197. auf den 183. Rang.

Oft ändern sich auch die Bewertungskriterien, was unter Umständen zu unliebsamen Abstufungen führt. So sind heimische Universitäten im aktuellen "Times Higher Education-Ranking" der "internationalsten" Unis nicht mehr in den Top 150 vertreten, nachdem im Vorjahr die Uni Innsbruck auf Platz elf und die Uni Wien auf Platz 31 lag. Für die Auswertung der "internationalsten" Unis wurde dabei vor allem der Anteil der Studenten beziehungsweise des Personals aus dem Ausland sowie der Anteil der wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit mindestens einem Co-Autor aus einem anderen Staat herangezogen.

Vormals noch top, jetztnicht mehr in der Liste

Heuer kam jedoch als zusätzliches Kriterium der internationale Ruf - basierend auf einer Befragung von Wissenschaftern - dazu, sodass sich die Wertung änderte. An der Spitze lösten die beiden Eidgenössisch-Technischen Hochschulen (ETH) in Zürich und Lausanne die Qatar University ab, die - wie die University of Luxembourg (vormals Platz zwei) - gleich ganz aus der Liste herausfiel. Fazit: Österreich braucht sich nicht zu schämen.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wies der Rektor der Universität Klagenfurt und Uniko-Präsident, Oliver Vitouch, auf ein weiteres Problem hin: "Die ranken einen ja auch, wenn man gar keine Daten zur Verfügung stellt." Das heißt: Hochschulen werden auch ohne deren Einverständnis und Zutun gereiht, wobei man sich öffentlich verfügbarer Daten bedient. Es erfolgt keine Rückkoppelung mit den Universitäten im Hinblick auf die Sicherung der Datenqualität.

Als Alternative zu Rankings sollten Mitgliedschaften in internationalen Netzwerken und Kooperationen in Forschung und Lehre als Qualitätsmaßstab herangezogen werden, regte Barbara Sporn, Vizerektorin der Wirtschaftsuniversität Wien, an.