Zum Hauptinhalt springen

Ein interkulturelles Dorf als Vision für Europa

Von WZ Online, zel

Politik
Die grobe städteplanerische Struktur des "Hitzacker Dorfs".
© http://hitzacker-dorf.de/

In Niedersachsen soll das "Hitzacker Dorf" entstehen: Eine solidarische und nachhaltige Gemeinschaft zwischen mehreren Generationen, Gesellschaftsschichten und Flüchtlingen. Keine nur städteplanerische Herausforderung.


Einen Namen zu finden war, wie es oft in der Anfangsphase von Projekten der Fall ist, besonders schwierig. Kreationen wie "Neuropa" lagen mit 70 weiteren Vorschlägen auf dem Tisch. Durchgesetzt hat sich der einfache Arbeitstitel "Hitzacker Dorf", das keine einfache Herausforderung in sich trägt. Eine kleine Gemeinschaft im niedersächsischen Wendland hat eine ambitionierte Zukunftsvision:

Geplant ist das "Dorf der Zukunft", ein interkulturelles Generationenprojekt nach der Vorstellung friedlichen Zusammenlebens von Älteren, Jungen, Flüchtlingen, Armen und Reichen. Entstanden ist die Idee in der Flüchtlingsinitiative "Zuflucht Wendland", wo Gemeinschaftskonzepte zur Integration überlegt wurden. Irgendwann ging es über Geflüchtete hinaus. Der Wunsch nach mehr Solidarität, alternativen Lebensräumen und -konzepten wurde immer lauter.

Ein Video über Projektbeschreibung und Ziele des interkulturellen Generationendorfs: 

Auf einem 5,5 Hektar leerem Ackerland plant die Gemeinschaft 100 Wohnungen in Reihenhaus-Bauart für 300 Menschen. Was im Dorf, das komplett autofrei werden soll, sonst geplant ist: Ein kollektiver Nutzgarten, alternative Ansätze von Arbeit und Privatleben, Kindergarten, eine Jugendherberge und kleine Handwerkerbetriebe. Zur Umsetzung des Konzepts haben sich mehr als 15 Arbeitsgruppen und Beiräte formiert, die regelmäßig über Landschaftsplanung, Kinderbetreuung und andere gemeinschaftsrelevante Agenden diskutieren und demokratisch Entscheidungen treffen.

Finanziert durch Genossenschaftsanteile

Es soll eine neue Form des Wohnens und Arbeitens entstehen, die Menschen wollen sich um einander kümmern, solidarisch und multikulturell. Einen "Business-Plan" hat die Arbeitsgruppe natürlich auch ausgearbeitet und zur Finanzierung des Projekts eine Genossenschaft gegründet. Es gibt bereits 200 Personen, die eine Beteiligung erworben haben. Ein Genossenschaftsanteil kostet 500 Euro. Je größer die Wohnung ist, desto mehr Anteile sind nötig. Konkret kalkulieren die Dorfplaner Mietpreise bei Wohnungen mit 5 bis 5,50 Euro / m² Kaltmiete und für Firmen 2,50 bis 4,90 Euro / m², wie es im Flyer-PDF auf der Website des Projekts heißt.

Mithilfe eines Solidaritätsfonds sollen auch geflüchtete und finanziell schlechter gestellte Familien einen Platz in der Gemeinschaft erhalten. Diese Unterstützung spielt sich nicht nur auf finanzieller Ebene ab, sondern ermöglicht etwa alleinerziehenden und arbeitenden Müttern in der Gemeinschaft die Hilfe zu bekommen, die sonst nicht alltäglich ist – weder am Land noch in der Stadt. So der Plan.

Spatenstich im Mai

Derzeit sind die Beteiligten im Endspurt, das von der Bank geforderte Startkapital zusammenzusammeln. Wenn alles nach Plan läuft, könnte der erste Spatenstich bereits im Mai erfolgen und drei Jahre später soll das Dorf stehen. Das Engagement und die Motivation der "Hitzacker Dorfbewohner" in spe sind groß. Man ist auch davon überzeugt, dass das Konzept des Mehrgenerationendorfs durchaus von Gemeinden in ganz Europa adaptiert werden könnte. Ein schöner Gedanke.

Hitzacker Dorf