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"Was Kurz behauptet, stimmt definitiv nicht"

Von Reinhard Göweil

Politik

Neos-Abgeordneter Sepp Schellhorn ist stinksauer auf Sebastian Kurz. Der hatte im ORF gemeint, Schellhorn wäre an ihn herangetreten.


Wien. "Also, ich lass mir das sicher nicht gefallen, wie würde ich denn sonst dastehen." Sepp Schellhorn, Salzburger Hotelier und Gastronom sowie Neos-Abgeordneter, ist ziemlich sauer auf ÖVP-Obmann Sebastian Kurz. Der hatte in der "ZiB 2" erzählt, dass Schellhorn ihn angerufen habe, und nicht er Schellhorn. Es ging dabei um das - von Schellhorn abgelehnte - Angebot der ÖVP, Wirtschaftsminister zu werden.

Schellhorn ist dafür im Ernstfall bereit, seine Telefon-Protokolle zu veröffentlichen, aus denen hervorgeht, wann Kurz den Salzburger Unternehmer angerufen hat. Der Anruf fand ausgerechnet am Tag von Schellhorns 50. Geburtstag statt. "Ich habe bei meinem 50er wirklich Besseres zu tun gehabt, als mich Herrn Kurz als Wirtschaftsminister anzubiedern."

Kurz bestritt im selben ORF-Interview auch, dass es Versuche gab, andere Neos-Abgeordnete zum Wechsel auf die ÖVP-Liste zu bewegen. Bei Rainer Hable und Gerald Loacker soll dies sehr wohl der Fall gewesen sein.

Sepp Schellhorn ortet vielmehr ein rein macht-taktisches Spiel der ÖVP im Vorfeld der Wahl. "Es ist genauso wie bei der Bildungsreform. Die ÖVP versucht nur, allen anderen den Schwarzen Peter zuzuschieben." Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" zeigte sich Schellhorn erbost. "Kurz hat offenbar erkannt, dass die ÖVP kein Angebot für die klein- und mittelständischen Unternehmer hat. Wir bei den Neos haben das sehr wohl, sein Angebot vom Mai war ein durchsichtiges Manöver."

Sepp Schellhorn tritt für eine weitreichende Liberalisierung der Gewerbeordnung ein, und er stellt die Wirtschaftskammer in Frage. Nach seinen Worten hätte ihm Sebastian Kurz in dessen "Akquisitionsgespräch" im Mai dabei weitreichende Zugeständnisse der ÖVP angeboten. Ob dies allerdings mit dem Wirtschaftsbund und der in der Arbeiterkammer tätigen "Fraktion christlicher Gewerkschafter" (FCG) akkordiert gewesen sei, blieb ungetestet.

Wörtlich sagte Sebastian Kurz im ORF: "Es gab nur einen Neos-Abgeordneten, nämlich Sepp Schellhorn, mit dem ich gesprochen habe, und der ist eigentlich an mich herangetreten." Das passierte tatsächlich einmal, aber halt im März und wegen etwas ganz anderem: Schellhorn lud Kurz dabei zu einer Diskussionsrunde in die von ihm gegründete Denkwerkstatt "Kritischer Tourismus 2030" ein.