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"Der Eurofighter ist tot"

Von Thomas Pressberger

Politik

Österreichs Eurofighter werden ausgemustert. Die Zustimmung ist groß, der lange Leidensweg wäre nicht nötig gewesen.


Wien. Zehn Jahre, nachdem im Juli 2007 der erste Eurofighter in Österreich gelandet ist, lässt das Bundesheer ihn wieder fallen. Am Freitag verkündete Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) das Aus für den umstrittenen Abfangjäger und den Umstieg auf ein neues System, das militärisch effektiver und kostengünstiger sein soll.

Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen, findet den Ausstieg gut und professionell vorbereitet. "Das war ein mutiger Schritt, viele andere Minister wären dafür zu feig gewesen", sagt Pilz. Diese Entscheidung hätte schon viel früher fallen müssen. Es sei nicht leicht gewesen, da es nach wie vor viele Eurofighter-Lobbyisten gebe. Knackpunkt für die Entscheidung seien die hohen Betriebskosten gewesen, die Ersatzteile seien immer weniger und die Flugstunden immer teurer geworden. Und das, obwohl man die Jets mangels Nachttauglichkeit nur "während der Amtsstunden" fliegen konnte. Das Verteidigungsministerium habe sich beim Kauf übernommen. "Das ist so, als würde man die Wiener Polizei mit lauter Ferraris ausstatten", sagt Pilz.

Die Eurofighter-Ära hat durch dieses vorzeitige Ende eine noch schiefere Optik bekommen. Schon der Anfang der Geschichte war holprig. "Vor der Typenentscheidung ist etwas passiert, wofür man Schüssel, Grasser und Scheibner persönlich haftbar machen müsste", sagt Pilz. Die Eurofighter hätten nur den Zuschlag bekommen, weil die Betriebskosten herausgerechnet wurden - laut Pilz eine grobe Manipulation. Die politischen Entscheidungsträger seien dafür mitverantwortlich. Pilz glaubt, dass Doskozils Entscheidung die Neuwahl im Oktober überleben wird. "Wenn ein neuer Verteidigungsminister kommt, und sagt, er steht zum Eurofighter, ist er politisch sofort tot." Außerdem wäre das am Rande des Amtsmissbrauchs, weil der Eurofighter die Republik teurer käme. Für Pilz steht fest: "Der Eurofighter ist tot, das war’s."

Viele Fragen offen

Georg Mader, Militärexperte und Österreich-Korrespondent der internationalen Militärfachzeitschrift "Jane’s Defence", begrüßt es, dass Österreich nun wie angekündigt Flugzeuge mit mehr Fähigkeiten wie Selbstschutz, Mittelstreckenlenkwaffen und Nachtsichtsystemen bekommen soll. Er sieht aber noch viele Fragen offen. Über die gewünschten Fähigkeiten würden nur neue Flugzeuge verfügen, die Frage sei, ob Österreich neu gebaute oder neu aufgebaute kaufen werde. Das Kosteneinsparungsziel von zwei Milliarden Euro sieht er nicht.

"Die Frage ist, wie man eine Flugstunde berechnet." In Schweden werde technisches Personal, Pilot und Spirt in die Flugstunde gerechnet, der Rest an Saab ausgelagert. Da Österreich diese Möglichkeit nicht habe, würde von der Wartung bis hin zur Bewachung alles hineingerechnet. "Die Umsetzung dauert ein paar Jahre und muss von einer unterstützenden Politik mitgetragen werden", sagt Mader. Dass Russland als Anbieter zum Zug kommen könnte, bezweifelt er, auch wenn das seitens des Ministeriums nicht dezidiert dementiert wurde. Russland durfte an der letzten Ausschreibung nicht einmal teilnehmen, so Mader.

Für den Militärexperten und ehemaligen Brigadier Gerald Karner ist das Ende der Eurofighter ein Zeichen für das Versagen der österreichischen Sicherheitspolitik in den vergangenen zwei Jahrzehnten. 2002 habe man eines der besten Jagdflugzeuge der Welt bestellt, durch die Nachverhandlungen 2007 unter dem damaligen Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) habe man eine ältere Tranche bekommen, die unter unglaublichem Aufwand modernisiert werden hätte können. "Das war eine rein parteipolitisch gefärbte Maßnahme, damals musste einfach etwas passieren", sagt Karner. Alleine der SPÖ will er aber nicht die Schuld geben: "Keine Partei hatte Verständnis für Landesverteidigung in Österreich."

Seltsamer Vorgang

Die Einflottenlösung hält er ökonomisch für vernünftig, allerdings hätte man da auch schon 2007 draufkommen können. Insgesamt handle es sich um einen sehr seltsamen Vorgang, unter Experten würde er im Ausland immer wieder gefragt, was da los sei. Der Beschaffungszeitplan sei sehr ambitioniert, aber möglich. Wie Mader hält auch er schwedische Gripen oder die US-amerikanische F16 für die wahrscheinlichsten Lösungen, möglich sei auch die französische Rafale.

Derzeit sichern Überschall-Flieger Eurofighter und Unterschall-Jets Saab 105 den heimischen Luftraum. Aus Altersgründen müssen die Saab-Jets 2020 ausgemustert werden. Die von Doskozil eingesetzte Kommission empfiehlt eine einzige Abfangjägerflotte mit 15 Einsitzern und 3 Doppelsitzern. Dafür soll eine neue Flotte angeschafft werden, die im Idealfall über 30 Jahre bis zu 2,3 Milliarden Euro einsparen soll. Die österreichischen Eurofighter würden dann von 2020 bis 2023 schrittweise verschwinden.