Wien. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts liegt Österreich im Vergleich der EU-Staaten bei der Lebenserwartung zwar an der guten siebten Stelle, allerdings sind die Österreicher vergleichsweise lange pflegebedürftig. In den nächsten acht Jahren werden in Österreich laut Rotem Kreuz rund 22.500 zusätzliche Vollzeitkräfte in der Pflege- und Betreuung benötigt. Vor diesem Hintergrund fordern NGOs seit längerem einen Masterplan für die Pflege ein. Der Arbeits- und Sozialrechtler Wolfgang Mazal hat dieser Tage darauf hingewiesen, dass vor allem auf dem Land durch die Abwanderung der Jungen ein großes Pflegeproblem auf uns zukommen wird.
Mazal regte daher an, aus dem Topf des Arbeitsmarktservice Geld zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Pflegebereich umzuschichten: Im Bereich der 24-Stunden-Betreuung, in der "überwiegend Familienangehörige unbezahlt oder ausländische Frauen mit unangemessen niedriger Entlohnung und weitgehend in Scheinselbständigkeit tätig sind, könnten neue Arbeitsplätze entstehen. Die zur Finanzierung erforderlichen öffentlichen Gelder können auch aus dem AMS-Bereich kommen, wenn in der Care-Work mehr Beschäftigung geschaffen wird", sagte Mazal.
Stöger gibt Mazal recht
Dafür brauche es nicht zwangsläufig Akademiker, Tätigkeiten wie die alltägliche Versorgung könnten auch mit niedrigerer Qualifikation verrichtet werden, sagte der Sozialexperte. Er betonte allerdings, dass es Pflege auf verschiedenen Qualifikationsniveaus bedürfe. Er selbst habe sich dafür eingesetzt, eine hochqualifizierte Pflege als Beruf mit akademischer Ausbildung zu etablieren, sagte er angesichts der Debatten, die nach seinem Vorschlag entstanden sind.
Auch Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) will in Jobs zur Betreuung älterer Menschen auf dem Land investieren. Man müsse in Arbeitsplätze investieren und nicht Arbeitslosengeld alimentieren. Im Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag sah er sich "im Prinzip einig" mit Mazal. Stöger sieht sich dabei an die Vorschläge der SPÖ im Rahmen der "Aktion 20.000" erinnert. Auch dabei würden Arbeitslose beschäftigt. "Das sind wertvolle Tätigkeiten, die die Leute brauchen", sagte Stöger.
Die Kärntner Landesregierung hat am Dienstag ein Pflegepaket beschlossen. Darin sind einerseits eine Gehaltserhöhung für die Pflegekräfte in den Krankenhäusern sowie eine Personalaufstockung dort wie auch in den Heimen enthalten. Es wurde mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grüne aber auch eine Akademisierung der Ausbildung beschlossen: Es soll eine dreijährige Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft an der Fachhochschule Klagenfurt und eine zweijährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz in Villach geben.