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Heim in die "Soziale Heimatpartei"

Von Werner Reisinger

Politik

Ex-Team Stronach-Mann Robert Lugar tritt wieder für FPÖ an, ORF-Publikumsrätin Susanne Fürst ebenfalls auf Bundesliste.


Wien. Es wirkte ein wenig wie eine politische Inszenierung der alten Geschichte der Heimkehr des verlorenen Sohnes: Robert Lugar, noch Anfang der Woche Klubchef des Team Stronach, beziehungsweise von dem, was noch davon übrig ist, ist nach neun Jahren der politischen Wanderschaft wieder zur FPÖ zurückgekehrt. Am Freitagvormittag präsentierte ihn Parteichef Heinz-Christian Strache als Kandidaten für die Nationalratswahl, und zwar auf dem - relativ sicheren - achten Platz der Bundesliste. Am Mittwoch hatte Lugar den Parlamentsklub des Team Stronach verlassen, was alten Spekulationen, dass Lugar sich wieder der FPÖ anschließen könnte, neue Nahrung gegeben hatte.

Zuerst trat die blaue Führungsmannschaft nicht mit Lugar, sondern mit einer Frau vor die Journalisten: die Rechtsanwältin und ORF-Publikumsrätin Susanne Fürst. Auch sie geht für Strache ins Rennen, auf Platz sieben der Bundesliste. Er erwarte, dass sechs bis neun Abgeordnete über die Bundesliste ins Parlament einziehen werden, sagte Strache.

Interviews für Staatsverweigerer

Lugar hatte die FPÖ 2008 verlassen und sich Jörg Haiders BZÖ angeschlossen, 2011 war er wilder Abgeordneter. Als Frank Stronach sein Projekt einer politischen Partei startete, sei dies "ein Segen" für ihn gewesen, sagte Lugar damals, der fortan für das Team Stronach als Klubchef fungierte. "Natürlich ist Robert Lugar gescheiter geworden", sagte Strache. Er habe sich "ausgeredet" mit ihm, und dieser habe ein Einsehen gehabt. 2012 schrieb Strache noch auf seiner Facebook-Seite, Lugar versuche, in der FPÖ "unterzuschlüpfen", aber "einmal Verräter, immer Verräter, heißt es im Volksmund".

Im Herzen sei er immer ein Freiheitlicher gewesen, sagte Lugar am Freitag, es sei an der Zeit, dass "alle patriotischen Kräfte sich zusammenschließen", und rief die ehemaligen Team-Stronach-Wähler auf, nun der FPÖ das Vertrauen zu schenken. Schließlich seien die Freiheitlichen die einzige Kraft, die Veränderung bewirken könne.

Der politisch in den letzten Jahren umtriebige Robert Lugar dürfte zuletzt neben seiner Arbeit für das Team Stronach auch Zeit gefunden haben, recht zweifelhaften "alternativen Medien" zur Verfügung zu stehen. Ende März gab er "radio vv9" ein ausführliches Interview. "radio vv9" ist der Sender der sogenannten "Verfassungsgebenden Versammlung (VGV)", einer Staatsverweigerer-Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet und auch in dessen aktuellem Bericht behandelt wird. Ähnlich wie der "Staatenbund Österreich", von dem aktuell neun Mitglieder in Untersuchungshaft sitzen. Ein ähnliches Interview gab Lugar erst Ende Mai dem dubiosen Sender "Okitalk", in dem ebenfalls die Staatsverweigerer-Szene hofiert wird. Anfang Juni trat Lugar beim "Okitalk Medienfestival" auf und referierte über "die Cholesterinlüge" - dort mit dabei auch der "Freeman" Joe Kreissl.

Für eine Stellungnahme war Lugar für die "Wiener Zeitung" am Freitagnachmittag telefonisch nicht erreichbar.

"Falle gern unangenehm auf"

Fragt sich, was sich Strache vom Antreten Robert Lugars erwartet. Er spreche die Wähler im direkten Kontakt "überdurchschnittlich gut an", sei in seiner politischen Heimat Niederösterreich ein "guter Wahlkämpfer", sagte ein FPÖ-Wahlkampfstratege zum "Kurier".

Im ORF-Publikumsrat falle sie "ganz gern manchmal unangenehm auf", sagte Susanne Fürst. In der Tat hatte die zweifache Mutter aus Oberösterreich die "ZiB2"-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher im November 2016 im Publikumsrat bezichtigt, sie setze "einen bösen Blick wie eine Klapperschlange auf, wenn sie Herrn Strache interviewt". Zuvor hatte Fürst von der ORF-Berichterstattung zum Präsidentschaftswahlkampf mehr "Objektivität" und "Sachlichkeit" gefordert.

Durch ihre Tätigkeit in einer durchaus bekannten Wirtschaftsrechts-Kanzlei, wo sie auch aktuell noch arbeite, habe sie Einblick ins Wirtschaftsleben, sagte Fürst am Freitag. Vor allem die "Überregulierung" und die hohen Steuern seien ihr ein Dorn im Auge. "Freiheit und Wohlstand" habe man zudem nicht gepachtet, im Gegenteil, man werde diese in den nächsten Jahren "vehement verteidigen" müssen. "Die FPÖ ist zur Verteidigung bereit."

Auch Sicherheit sei ihr ein großes Anliegen - "besonders als Frau". Fürst möchte wieder mit dem Zug fahren können, ohne belästigt zu werden, und abends im Dunkeln sicher nach Hause gehen können: "Daher ist die FPÖ meine Partei." Und der Parteichef? In den letzten Umfragen vom August liege die FPÖ "Kopf an Kopf" mit der SPÖ, das zeige klar, dass die Österreicher keine rot-schwarze Regierung mehr haben wollen. Inwiefern das Engagement von Susanne Fürst und Robert Lugar Strache dabei helfen werden, wird sich zeigen.