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Kneissl will Außenministerin werden

Von Daniel Bischof

Politik

FPÖ-Chef Strache bot Nahost-Expertin Karin Kneissl an, Außenministerin zu werden. Sie hat gute Chancen.


Wien. Der Nahost-Expertin und Publizistin Karin Kneissl werden derzeit gute Chancen eingeräumt, Außenministerin zu werden. Zuletzt ist ihr Name bereits mehrfach in der Gerüchteküche aufgebrodelt. Am Freitag ging die parteiunabhängige Expertin in die Offensive.

Gegenüber der "Wiener Zeitung" bestätigte Kneissl, dass ihr FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor einigen Wochen den Posten der Außenministerin angeboten habe. Nach reiflicher Überlegung habe sie dann schon vor längerer Zeit beschlossen: Sie stehe bereit, als Unabhängige als "Dienst für Österreich" ein so hohes Amt zu übernehmen, falls ein Regierungsübereinkommen abgeschlossen werde.

Auf Nachfrage erklärte Kneissl, dass sie sich sicherlich als "proeuropäisch" bezeichnen würde. Zur Politik, die sie als mögliche Außenministerin verfolgen würde, hielt sie sich noch weitgehend bedeckt: "Die Außenpolitik ist ein weites Feld. Gegenwärtig ist uns auch der Nahe Osten sehr nahe. Es gibt viele andere Fragen, die Europa unmittelbar betreffen."

Eine Überraschung,die Sinn ergibt

Die Besetzung des Außenministeriums mit der parteilosen Kneissl wäre eine Überraschung. Sie ergebe jedoch durchaus Sinn. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat bereits mehrfach durchblicken lassen, dass er das Außenressort nicht in blauer Hand sehen will. Ein FPÖ-geführtes Außenressort könnte zu einem ernsthaften Zwist zwischen der Regierung und dem Staatsoberhaupt führen - mit ungewissem Ausgang. Auch auf EU-Ebene würde ein freiheitlicher Außenminister für wenig Begeisterung sorgen - besonders in Hinblick auf die EU-Ratspräsidentschaft, die Österreich im zweiten Halbjahr 2018 innenhaben wird.

Mit Kneissl könnten hingegen wohl ÖVP und FPÖ als auch Van der Bellen leben. Kneissl spricht fünf Sprachen fließend - unter anderem Arabisch. Sie studierte Jus und Arabistik und war zudem bereits jahrelang in der Diplomatie tätig. Unter anderem war sie Mitarbeiterin im Kabinett von Außenminister Alois Mock (ÖVP). Zudem würde Kneissl den Frauenanteil in der künftigen Regierungsmannschaft anheben.

Bei den derzeitigen schwarz-blauen Koalitionsverhandlungen sitzt sie in einem FPÖ-Verhandlungsteam, das mit der ÖVP Richtlinien für die künftige Außen- und Europapolitik erarbeiten soll. Bereits mehrfach wurde sie - nach eigenen Angaben - gefragt, ob sie für ein Amt kandidieren wolle. "Ich habe bislang viele Angebote abgelehnt - unter anderem eine Kandidatur bei den Bundespräsidentschafts- und Nationalratswahlen", sagt Kneissl.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Kneissl durch ihre zahlreichen TV-Auftritte und diversen Gastbeiträge bekannt. Wegen ihrer teils migrationskritischen Standpunkte wurde sie von manchen Seiten angefreundet, von anderen angefeindet.