Wien. Aschenputtel könnte heute vermutlich lange warten. Der Traum, dass man durch Heirat in eine höhere Schicht zu Wohlstand und Reichtum kommt, wird bald nur noch im Märchen wahr. Dass es im wirklichen Leben passiert, wird immer unwahrscheinlicher.

Einer aktuellen Studie der Ökonomen Pierre-André Chiappori, Bernard Salanié und Yoram Weiss zufolge zeigt sich nämlich unter weißen Amerikanern der Trend, dass die Menschen, die heiraten, zunehmend einen ähnlichen Bildungsgrad haben. Überspitzt ausgedrückt: Schulabbrecher heiratetet Schulabbrecherin und Akademikerin Akademiker. Denkt man diese Entwicklung weiter, so hat sie unweigerlich ein weiteres Auseinanderklaffen der Vermögensschere zur Folge. Denn Schulabbrecher, um bei diesem Beispiel zu bleiben, verfügen für gewöhnlich über ein geringeres Einkommen, während Akademiker meist besser bezahlte Jobs - und später mehr zu vererben haben.

Die Ökonomen betrachteten 21.583.529 Eheschließungen seit 2008 in Amerika. Alyssa Schneebaum von der Wirtschaftsuniversität Wien hat mit zwei Koautorinnen eine Studie zu genau diesem Thema gemacht. Das Ergebnis: "Auch in Österreich nimmt die Bildungshomogamie zu", so Schneebaum zur "Wiener Zeitung".

"Man sortiert das Angebot"


Die Ökonominnen untersuchten 1242 österreichische Paarhaushalte. Demnach haben etwa 60 Prozent der Paare, die in die Geburtskohorte 1930 bis 1934 fallen, ein ähnliches Bildungsniveau. Bei den 1975 bis 1979 Geborenen liegt dieser Anteil bereits bei 80 Prozent.

Wolfgang Mazal, Leiter des österreichischen Instituts für Familienforschung an der Universität Wien, hat eine Erklärung für diesen Trend. "Ganz anders als früher, als lange Zeit reichere Männer mit höherer Bildung Frauen aus einer niedrigeren Bildungsschicht geheiratet haben, sortiert man heute das Angebot", sagt Mazal zur "Wiener Zeitung". Das wurde freilich durch die wachsende Zahl an weiblichen Studierenden und Akademikerinnen erst möglich, man achte aber auch vermehrt bewusst darauf, "dass man in derselben Bildungsschicht bleibt." Man suche einen adäquaten Gesprächspartner, der auch ein gemeinsames Kind im passenden Maß fördern könne. Die Ökonomen der amerikanischen Studie stellten ebenfalls ein "assortative mating" - eine assortative Paarung - fest.

Dieses Sortieren der Partner in Bildungsschichten werde in weiterer Folge direkt an den Nachwuchs weitergegeben, so Mazal. Dem Neurowissenschafter Gerald Hüther zufolge kommen zwar 98 Prozent aller Kinder hochbegabt zur Welt -nach der Schule seien es aber nur noch zwei Prozent. Was lässt die Genialität in den Jahren dazwischen verkümmern, und was lässt sie wachsen?