Wien. (jm) Österreichs Bevölkerung wächst - wenn auch 2017 langsamer als im Jahr davor und nicht überall gleich stark. Ab 1. Jänner lebten laut vorläufigen Zahlen des Datenamts Statistik Austria 8.823.054 Menschen in Österreich. Das sind 50.189 Menschen mehr als zu Vorjahresbeginn. Anfang 2017 hatte es einen Zuwachs von 72.400 Einwohnern gegeben. Fast die Hälfte des Wachstums entfiel auf Wien. In Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich gab es überdurchschnittliche Zuwächse. Kärnten bleibt das einzige Bundesland, das auf geringem Niveau weiter schrumpft.

Hierbei handelt es sich aber um vorläufige Zahlen. Diese können sich also noch leicht verändern. Die endgültigen Daten werden am 17. Mai veröffentlicht.

Dass es sich nur um einen ersten Trend handelt, darauf verweist auch der Gemeindebund, wenn man sich nach laut Abwanderungsstatistik strukturschwacher Gegenden erkundigt. In 31 Bezirken und 896 Gemeinden gab es laut vorläufigen Zahlen einen Bevölkerungsrückgang, am stärksten in den strukturwachen niederösterreichischen Bezirken des Waldviertels Waidhofen an der Thaya (minus 1,24 Prozent) und Gmünd (1,22 Prozent) und Lilienfeld (1,21 Prozent) im Mostviertel. Ebenfalls seit Jahren stark von Abwanderung betroffen ist das Mur- und das Mürztal in der Obersteiermark. Für Landflucht sind auch Oberkärnten, die Gebiete nördlich von Klagenfurt, sowie das nördliche Wald- und Mühlviertel bekannt. Auf Gemeindeebene zeichnet sich nach drei Jahren (2015: 784) wieder ein kontinuierlicher Anstieg der Gemeindeabwanderung ab.

Abwanderungsgründe


Warum Menschen aus der Peripherie wegziehen, hat vielschichtige Gründe. Eine pauschale Erklärung dafür gibt es nicht wirklich. Ein Trend, der sich verfestigt, ist, dass Ausbildung und Jobs junge Menschen in die Stadt zieht. Andererseits gibt es auch in ländlichen Regionen Tourismusgemeinden wie das Salzkammergut, in denen wiederum der Wohnraum für junge Familien fast unleistbar geworden ist.

Einerseits Folge dieser Entwicklung und gleichzeitig ein weiterer Push-Faktor ist der Kahlschlag bei der örtlichen Infrastruktur: sei es das Verschwinden der Post, der Bank oder, schlimmer, des örtlichen Wirtshauses, sowie das Fehlen des Kultur- und Freizeitangebots. So kehrten zum Beispiel viele Menschen im letzten Jahrzehnt der Obersteiermark durch den Niedergang traditioneller Industriezweige (Bergbau, Stahl) den Rücken, die diese Orte prägten - politisch wie kulturell.

Die Landflucht kann aber auch sehr profane Gründe haben. Zum einen hat sich die Zahl der Asylwerber in den Gemeinden reduziert und dürfte manche Kommunen in Sachen Bevölkerungsentwicklung ins Minus gedreht haben. Bei kleinen Orten kann es auch rein bürokratische Ursachen haben, etwa in Tourismusgemeinden, wenn die Meldedaten von Saisonarbeitskräften zu einem späteren Zeitpunkt bereinigt werden. Das alles wirkt sich in sehr kleinen Gemeinden stärker aus.

Österreichweit gab es in 63 Bezirken einen Bevölkerungszuwachs. Dabei hatten laut Statistik Austria fünf Bezirke sogar ein größeres Wachstum als Wien. Am stärksten stieg die Einwohnerzahl in Gänserndorf (plus 1,41 Prozent), gefolgt von Wels-Land (1,39 Prozent), Graz-Umgebung (1,22 Prozent), Kufstein (1,18 Prozent) und Rust (1,16 Prozent).

Auf Gemeindeebene verzeichneten mit Leonding in Oberösterreich (plus 621 Einwohner), Dornbirn (502) und Feldkirch (473) in Vorarlberg sowie mit Groß-Enzersdorf (382) und Karlsdorf bei Graz (342) vor allem jene Orte einen Zuwachs, die am Speckgürtel einer Landeshauptstadt liegen, wobei das Rheintal eine Art suburbaner Spezialfall ist.

Zum Jahresbeginn lebten nach den Daten 1.396.356 fremde Staatsangehörige in Österreich. Aus Rumänien (plus 10.147), Ungarn (6590) und Syrien (6444) kamen besonders viele Menschen. Auch die Zahl der Deutschen (plus 5273) und Kroaten (3356) stieg deutlich an. Weiters gehörten Bulgarien, Polen, die Slowakei, Italien und Serbien zu den zehn 2017 am stärksten gewachsenen Nationalitäten.