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"Bachelor in der Beschäftigungslandschaft nicht angekommen"

Von Petra Tempfer

Politik

Vor 20 Jahren startete der Bologna-Prozess -die Universitätenkonferenz zieht eine gemischte Bilanz.


Wien. Nur ein einziger Aspekt sei beim Start des Bologna-Prozesses vor 20 Jahren im Vordergrund gestanden: die Mobilität der Studierenden und die Vergleichbarkeit der Studien innerhalb der Europäischen Union zu stärken, sagte Eva Blimlinger, Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko), Montagabend bei einem Hintergrundgespräch. Weitere, konkretere Vorgaben gab es nicht. Dafür habe der Bologna-Prozess eigentlich gut funktioniert, ergänzte der Vorsitzende des Forums Lehre der Uniko, Martin Polaschek. Mängel gebe es jedoch bei der finanziellen Anerkennung der Abschlüsse.

Mit dem 1998 durch die sogenannte Sorbonne-Deklaration eingeleiteten Bologna-Prozess ging nämlich auch die Umstellung der Abschlüsse von Magister und Doktor auf das dreigliedrige System Bachelor/Master/PhD (Doktorgrad) einher. Die Idee dahinter ist, nach dem dreijährigen Bachelorstudium ein zweijähriges Masterstudium zu absolvieren. Das Problem dabei: "Die Wirtschaft fängt zwar mit dem Bachelor etwas an, man beschäftigt die Absolventen auch - aber man bezahlt sie nicht entsprechend. Bei den Arbeitgebern ist es bei der Bezahlung so, als ob man gar keinen Abschluss hat", sagte Blimlinger. "Der Bachelor ist in der österreichischen Beschäftigungslandschaft nicht angekommen."

Dabei sei es nicht unbedingt nötig, die Absolventen mit jenen von Diplomstudien gleichzustellen, sagte Blimlinger. Aber: "Man kann ja innerhalb des Kollektivvertrags unterscheiden." Im Bundesdienst kann aktuell dort, wo nicht ausdrücklich ein Diplom, Master- oder Doktorgrad erforderlich und nur von einem ersten akademischen Abschluss die Rede ist, ein Bachelor-Absolvent eingestellt werden.

Das Problem ist ein gravierendes, hören doch laut Uniko grob geschätzt etwa 20 Prozent nach dem Bachelorstudium auf, um ins Berufsleben einzutreten. Mittlerweile werden 80 bis 85 Prozent der Studien im dreigliedrigen System angeboten, so Blimlinger. Zuletzt umgestellt wurden das Pharmaziestudium und die Lehramtsstudien. Nach wie vor im "alten" Diplomstudiensystem befinden sich die Rechtswissenschaften, Medizin, Theologie und einige künstlerische Studien. Die verbleibenden Unis umzustellen, sei mitunter kompliziert, "weil jede Uni im Rahmen ihrer Autonomie ihr eigenes Curriculum macht", so Polaschek.

Unis wollen stärkere Einbindung

"Da muss man sich von Ministeriumsseite her entscheiden: Wollt ihr Autonomie und ein eigenständiges Profil oder eine gute Durchlässigkeit für die Studierenden?", ergänzte Blimlinger. Für die Zukunft des Bologna-Prozesses wünschen sich die Unis eine stärkere Einbindung in die Entscheidungen.