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Polizeipferde gesucht

Von Petra Tempfer

Politik

Die Suche nach Pferden für die Reiterstaffel hat begonnen. Einsatzbeginn wäre frühestens 2019.


St. Pölten/Wien. Sie dürfen nicht jünger als sechs und nicht älter als zehn Jahre alt sein, müssen kastriert und braun oder schwarz sein und einen Equidenpass besitzen: So sehen einige Punkte des Stellenprofils jener Pferde aus, die frühestens ab nächstem Jahr für die Reiterstaffel der Polizei in Wien im Einsatz sein sollen. Das Innenministerium sucht dafür zwölf Pferde, die Ausschreibung läuft seit gestern, Montag. Nächste Woche Freitag endet die Bewerbungsfrist, bis dahin müssen die Angebote eingereicht sein.

Jene für die dazugehörigen Polizisten läuft bereits seit einer Woche und ebenfalls rund zwei Wochen lang. Für diese sind eine abgeschlossene Grundausbildung, mindestens zwei Jahre Außendiensterfahrung, ein gültiger Fitness-Check sowie der Reiterpass Voraussetzung.

Wie viele Bewerber sich bisher gemeldet haben, ist Christoph Pölzl, Sprecher von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), derzeit nicht bekannt, sagt er zur "Wiener Zeitung". Weder was die Beamten für die Reiterstaffel noch die Pferde betrifft. Bei Letzteren müsse freilich auch der Kaufpreis stimmen. Denn insgesamt sollen die Kosten für den Startbetrieb wie die Anschaffung der Pferde und der Ausrüstung (Uniformen, Zaumzeuge und Sättel) 380.000 Euro nicht überschreiten. Für die laufenden Kosten, zu denen Einstell- und Tierarztkosten zählen, seien 110.000 Euro pro Jahr einkalkuliert. "Das ist überschaubar", so Pölzl, "wenn man bedenkt, dass der Wiederverkaufswert der Pferde nach deren Ausbildung sehr hoch ist." Auch die Sättel könnte man zum Beispiel wieder verkaufen. Pölzl geht davon aus, dass man sich rund 330.000 Euro zurückholen könnte, sollte die Reiterstaffel scheitern.

Vorerst keine Pferde auf Demos

Diese soll vorerst nämlich nur im Probebetrieb starten, um das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu eruieren. Wie lange dieser dauern wird, wo genau die Pferde eingesetzt werden sollen und was sie alles dafür lernen müssen, arbeitet laut Pölzl ebenfalls seit Montag eine Projektgruppe aus. Dieser gehören Beamte des Innenministeriums und des Bundesheeres, darunter auch Reiter, an. Geplant sei aber schon jetzt, dass die Pferde vorerst bei keinen Demonstrationen zum Einsatz kommen sollen. Ihr Dienst soll sich vielmehr auf Grünanlagen und Kleingartensiedlungen erstrecken, so Pölzl. Details dazu und auch die "Dienstzeiten" der Pferde stünden noch nicht fest, der Tierschutz stehe aber im Vordergrund.

Grundsätzlich orientiere man sich an jenen Großstädten, in denen Polizeipferde schon zum Stadtbild gehören. An Städten wie London oder Rom. Oder München, wo Innenminister Kickl der berittenen Polizei im Februar dieses Jahres einen Besuch abstattete. Der Reiterstaffel in München gehören derzeit 36 Pferde an. Sie müssen vor allem lernen, sich ihrem angeborenen Fluchtverhalten zu widersetzen, heißt es.

Sie dürfen sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen - und auch dann nicht in Panik geraten, wenn sie bei Fußballspielen tobende Fans auseinanderhalten müssen. "Das Pferd muss ausgeglichen sein", heißt es auch in der aktuell ausgeschriebenen Leistungsbeschreibung der Pferde für die Reiterstaffel der Polizei in Wien. Und: "Das Pferd muss schmiedefromm sein. Das Pferd muss verladefromm sein."

Das gesuchte Temperament ist also offensichtlich. Der Gewinn einer Reiterstaffel soll sein, dass wenige, friedliche Tiere den Job mehrer Polizisten erledigen, die womöglich Schlagstöcke dafür benötigen. Die erhöhte Sitzposition ermögliche zudem "eine bessere Übersicht und Wahrnehmung von Sachverhalten", sagt Kickl. Gleichzeitig seien Pferde schnell und ausdauernd.

"Straßenbelag wird beschädigt"

Wo die Pferde, sobald sie fertig ausgebildet sind, schließlich in Wien unterkommen sollen, ist allerdings noch nicht geklärt. Zuletzt war die Maria-Theresien-Kaserne in Hietzing im Gespräch. Festgelegt habe man sich aber noch nicht, sagt Pölzl. "Wir schauen gerade diverse Anlagen an."

Auch ob für Polizeipferde ähnliche Vorschriften wie für Fiakerpferde, zum Beispiel "Pooh Bags" für die Pferdeäpfel, gelten sollen, sei ungewiss. Diese hatte unter anderem der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP), gefordert. Klar sei, dass der Straßenbelag durch Pferde stark beschädigt werde, so Figl. Durch Fiaker entstünden jährlich Reparaturkosten von 750.000 Euro für das Bezirksbudget, das aber nur gut 3,5 Millionen Euro betrage. Der Einsatz von Pferden durch die Polizei würde - vor allem auch abseits der Fiakerrouten - ähnliche Schäden erzeugen, warnt Figl.

Kritik an der Reiterstaffel kommt auch von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). "Wir brauchen mehr Polizeiinspektionen statt Pferdeställe. Mir sind jedenfalls gut ausgerüstete Inspektionen für unsere Polizisten wichtiger als irgendwelche Pferde." Diesbezüglich werde er das Gespräch mit Kickl über eine historische Kompetenzverschiebung zwischen Bund und Stadt Wien suchen, so Ludwig.

Ähnlich unerfreut reagieren freilich auch die Tierschutzorganisationen. "Sobald die berittene Polizei da ist, wird sie in absehbarer Zeit auch bei Demonstrationen eingesetzt werden. Orte, an denen sich diese sensiblen Tiere unter gar keinen Umständen befinden sollten", sagt etwa David Fenzl vom Verein gegen Tierfabriken. Dieser erstelle gerade eine Liste an Unterstützern seines Anliegens.