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"Die Bauern verlieren den Kontakt zum Boden"

Von Petra Tempfer

Politik
Alexander Böck hat an der Boku Agrar- und Pflanzenwissenschaften studiert und führt nun den Ackerbaubetrieb seiner Familie im Nebenerwerb. Hauptberuflich schreibt er für die Fachzeitschrift "Landwirt".
© Niesner

Globalisierung und Industrialisierung zählen laut Jungbauer Alexander Böck zu den größten Problemen der Landwirtschaft.


Linz. Der 33-jährige Alexander Böck hat vor acht Jahren den Betrieb seiner Eltern übernommen und bewirtschaftet in Wallern an der Trattnach in Oberösterreich 42 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, baut also Mais, Sojabohnen und Weizen an. Globalisierung und Industrialisierung zählten zu den größten Problemen der Landwirtschaft, sagt er im Interview.

"Wiener Zeitung": War es für Sie seit jeher klar, den Betrieb Ihrer Eltern übernehmen zu wollen?

Alexander Böck: Eigentlich schon. Ich habe aber studiert, weil ich wusste, dass man vom Ackerbau allein nicht leben kann. Ich habe außerdem das Glück, dass mein Vater sehr flexibel ist - ein Studienkollege hat auf den Hof verzichtet, weil sie das Generationenproblem nicht lösen konnten.

Mit welchen Veränderungen ist man in der Landwirtschaft aktuell am stärksten konfrontiert?

Die Globalisierung und Industrialisierung schreiten voran. Durch die Globalisierung müssen wir billiger produzieren. Das zwingt viele Betriebe dazu, aufzuhören. Andere werden immer größer, die Bauern verlieren dafür den Kontakt zum Boden. Sie gehen nicht mehr raus und greifen in die Erde, sondern lassen Drohnen drüberfliegen. Das größte Problem sind aber die schwindenden Preise. Dadurch sind wir gezwungen, nur mehr Feldfrüchte zu säen, die Geld bringen. Also müssen wir auch einmal auf eine Fruchtfolge verzichten.

Wie lange funktioniert das - wann sind die Böden ausgelaugt?

Das bekommen wir mit Dünger wieder in den Griff. Es ist aber niemals gut, sich von der guten fachlichen Praxis zu entfernen. Ein extremes Beispiel dafür sind die USA. Hier sät man in manchen Regionen seit Jahren Mais aus, der durch Gentechnik gegen Schadinsekten resistent ist. Das Problem dabei ist, dass auch die Bodenorganismen darunter leiden und die Pflanzenreste am Feld nicht mehr verrotten.

Könnten Sie ohne Förderungen überleben?

Nein. Die Förderungen wären aber nicht notwendig, wenn wir faire Preise bekämen.

Könnten Sie sich vorstellen, biologisch zu wirtschaften?

Ich habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt, umzustellen, obwohl es viel mehr Arbeit bedeutet. Also für Grund und Boden wäre es sicher besser - für die Geldbörse vermutlich auch. Aber auch dieser Markt ist einmal übersättigt, wenn der Konsument nicht mitspielt.