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Über Deutschklassen wird noch verhandelt

Von Werner Reisinger

Politik

Acht Schüler, eine Förderklasse? Wie weit die Schulautonomie reichen wird, ist noch offen.


Wien. Eines vorweg: Zwischen Pflichtlehrergewerkschaft und ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann stehen die Zeichen auf Entspannung. Hatte Gewerkschaftschef Paul Kimberger noch vor Tagen Maßnahmen der Personalvertreter in den Raum gestellt, wenn es keine Planungssicherheit bei der Umsetzung der umstrittenen Deutschförderklassen geben sollte, so fiel Kimbergers Wording am Mittwoch in einer Verhandlungspause vor den Journalisten deutlich milder aus.

Für Faßmann ist klar: Mit 1. September wird das Gesetz über die neuen Förderklassen in Kraft treten. Bis alle Sorgen der Lehrerschaft ausgeräumt und alle Unklarheiten beseitigt sind, ist dem Anschein nach aber noch ein weiter Weg zu gehen. Dass es beim Umsetzen des Regierungsvorhabens zu Pannen gekommen sei, will der Bildungsminister nicht auf sich sitzen lassen. Einzig dass die Kommunikation besser hätte laufen können, gibt er zu. Informieren, das sei aber nicht nur eine Bringschuld des Ministeriums, sondern auch eine Holschuld der Lehrer und Direktoren.

Probleme in der Stadt

Mit der Weitergabe von Infos zu den Details des Projekts Deutschförderklassen habe er jedenfalls seine Bringschuld erledigt, so Faßmann in seinem kurzen Statement am Mittwoch. Dass es nicht das letzte Gespräch bleiben wird, ist für den Bildungsminister aber ebenso klar wie für Paul Kimberger.

Die Deutschförderklassen hätten in den letzten Monaten "einen ordentlichen Wirbel" erzeugt, sagt der Gewerkschaftschef. Planungsunsicherheiten gebe es nach wie vor, auch wenn man nun "Antworten und Material" bekommen hätte. Ist er nach wie vor zu Protestmaßnahmen bereit? Er wolle das nicht ausschließen, nun aber seien die Gremien der Gewerkschaft am Zug. Diese würden die nächsten Schritte entscheiden.

Nach wie vor hakt es offenbar vor allem bei Schulen in Städten. Dort, in den urbanen Räumen, seien die zu lösenden Fragen dringender als am Land, so Kimberger. Es gehe vor allem um Ressourcen-Probleme, sowohl was Lehrkräfte als auch was Infrastruktur angeht. Man sei hier aber bereits auf der Ebene der Analyse einzelner Schulstandorte angekommen, ergänzte Faßmann. Die kolportierten sieben Standorte seien seitens der Stadt Wien genannt worden, in Wirklichkeit aber seien es "deutlich mehr als sieben", erklärte Kimberger. Auch Standorte außerhalb Wiens seien betroffen. Seitens des Büros des Wiener Bildungsstadtrates Jürgen Czernohorszky weist man diese allerdings Zahl zurück: Diese könne sich lediglich auf einen Bezirk beziehen.

Autonomie oder nicht?

Von der offensichtlichen Zusage Faßmanns, dass es bei der Umsetzung im Rahmen der Schulautonomie Entscheidungsspielräume für die einzelnen Schulen geben wird, zeigt man sich in Wien aber angetan. Das habe man von Anfang an gefordert. Die Stadt Wien kann in diesem zentralen Verhandlungspunkt auch auf die Lehrergewerkschaft zählen. Kimberger: "Richtig ist, die Möglichkeiten in der Schulautonomie lassen den Direktoren die Spielräume, die sie brauchen. Ich hoffe, dass die Spielräume möglichst groß sein werden."

Ob der viel zitierte achte Schüler, dem es an Deutschkenntnissen mangelt, dann zwingend zur Eröffnung einer Förderklasse führen wird, ist offensichtlich nun der Hauptgegenstand der Verhandlungen. Für Kimberger ist klar: "Der Standort soll über die Gruppengröße selbst entscheiden." Im Büro von Jürgen Czernohorszky weist man aber nicht nur auf die Entscheidungskompetenz der Lehrer und Direktoren hin, was das soziale Gefüge in den Schulen angeht, sondern auch auf infrastrukturelle Notwendigkeiten. Sprich: Es könnte zu wenig Platz geben.

Gibt es ausreichend Lehrer für Förderklassen? "Die Stellenplanbewertung ist am Mittwoch in die Bundesländer geschickt worden, ich kenne sie noch nicht", so Kimberger. Er gehe davon aus, dass es ausreichend Stellen geben wird. "In Wien werden wir auch auf Sonderverträge zurückgreifen."