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Mehr Geld und Studienplätze gefordert

Von Petra Tempfer

Politik

Der aktuelle Fachhochschul-Entwicklungsplan läuft aus. Faßmann kündigt einen neuen Plan für 2019 an.


Wien. Vor 24 Jahren, als die ersten zehn Fachhochschul-Studiengänge starteten, wurden diese von rund 700 Studierenden besucht - heute sind es 456 Studiengänge mit mehr als 51.500 Studierenden an 21 Fachhochschulen (FH). Die Bundesförderung sei in diesem Zeitraum allerdings nur zweimal erhöht worden, sagte Raimund Ribitsch, Präsident der Fachhochschulkonferenz, am Mittwoch vor Journalisten. Das entspreche einer Anhebung von insgesamt 18 Prozent. Die Inflationsrate stieg hingegen um 40 Prozent an.

Wie es mit den Fachhochschulen weitergehen wird, ist allerdings mehr als ungewiss. Denn morgen, Freitag, läuft mit Ende dieses Studienjahres der aktuelle Fachhochschul-Entwicklungsplan aus. Einen neuen habe Bildungsminister Heinz Faßmann noch nicht einmal vorgelegt, so Ribitsch. Faßmann kündigte bei einem anderen Termin das neue Regelwerk für nächstes Jahr an.

Der Andrang ist groß

"Wir fordern eine regelmäßige Valorisierung der Bundesförderung, um die Qualität und das Personal halten zu können, den Ausbau des Fachhochschul-Sektors und die Sicherstellung der Forschungsfinanzierung", sagte Ribitsch. Zudem soll die Förderung pro Studienplatz erhöht werden. Derzeit erhalten die Fachhochschulen pro Studienplatz jährlich zwischen 6970 und 8850 Euro. Der Fördersatz steigt dabei vor allem mit dem Technikanteil des Studiums. Der Bund zahlt grundsätzlich 90 Prozent dazu, den Rest die Fachhochschule selbst beziehungsweise das jeweilige Bundesland oder Partner aus der Wirtschaft.

Der Andrang sei groß, so Ribitsch weiter: Aktuell weise man rund 50.000 Studienwerber pro Jahr ab - will man das vom Wissenschaftsrat empfohlene Ziel, mittelfristig 30 und langfristig 60 Prozent der Studienplätze an FH zu haben, erreichen, müssten zusätzlich 1200 Studienplätze pro Jahr entstehen. Der Wissenschaftsrat ist das gesetzlich eingerichtete Beratungsgremium des Fachministers sowie des Parlaments.

Die letzte Ausschreibung 450 neuer Anfängerstudienplätze ab Herbst 2018 sei österreichweit zehnfach überbucht gewesen, ergänzte die Rektorin der Grazer FH Campus 02, Kristina Edlinger-Ploder. Von Faßmann erwarte sie sich "eine Verbreiterung des Horizonts": Der Bildungsminister sei - obwohl Ex-Vizerektor der Uni Wien - "für alle Hochschulsektoren zuständig".

Betrachtet man die Universitäten, so wurde im Vorjahr beschlossen, deren Budget deutlich zu erhöhen. Konkret um 1,35 Milliarden Euro für 2019 bis 2021, was 450 Millionen Euro pro Jahr entspricht. Für den Ausbau der Fachhochschulen soll es 2019 ein Plus von 25 Millionen Euro geben. Mit rund 280.000 gibt es zwar fünfmal mehr Studierende an den Unis als an den FH. Die Differenz bei Mitteln ist aber noch größer, Ribitsch spricht deshalb von einem "Missverhältnis, das wir nicht nachvollziehen können".

Faßmann wiederum sah am Rande einer anderen Pressekonferenz am Mittwoch keinen Grund für die FH, sich "in ihrem Bestand gefährdet zu sehen". Es stünden keine Kürzungen im Raum. Bezüglich des FH-Entwicklungsplanes stehe man "in guten Verhandlungen" mit dem Finanzministerium. Der Plan werde "nächstes Jahr kommen, wenn wir die Finanzierung haben". Bis dahin könnten die FH mit stabilen Mitteln arbeiten.

Im Regierungsprogramm ist ein weiterer Ausbau des FH-Sektors verankert. Das Ministerium strebt innerhalb der nächsten beiden Regierungsperioden eine "kontinuierliche und nachhaltige Steigerung auf rund 60.000 FH-Studierende" an, heißt es. Zudem habe man die ursprünglich vereinbarte Absenkung der Fördersätze nicht vollzogen, was 7,6 Millionen Euro mehr für die FH bedeute.

Die Ausbau-Schwerpunkte an den FH sollen laut Ministerium unter anderem auf den Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), der Digitalisierung sowie den angewandten Wirtschafts- und Gesundheitswissenschaften liegen. Übersetzen und Dolmetsch eigneten sich wiederum gut für Kooperationen zwischen Unis und Fachhochschulen. Zudem soll das berufsbegleitende Studienangebot künftig "prioritär im Fachhochschulsektor erfolgen", heißt es.

Vergleich mit Unis ist schwierig

Zur Zeit arbeiteten vor allem die Uni-Studenten neben ihrem Studium, sagt dazu Martin Unger, der am Institut für Höhere Studien die größte Hochschulforschungsgruppe in Österreich leitet. Dadurch studierten sie meist länger als ein FH-Student, der nach durchschnittlich drei Jahren mit einem Bachelor fertig sei. Für Massenstudienfächer wie Jus oder Betriebswirtschaft seien die Sätze für einen Studienplatz aufgrund der großen Anzahl Studenten zudem um einiges niedriger als an einer FH, wo in Einführungsvorlesungen öfter nur 30 sitzen. Denn die Art der Finanzierung sei grundsätzlich komplett unterschiedlich: Während es an der FH Geld für jeden einzelnen Studienplatz gibt, wird für die Unis eine Gesamtsumme festgelegt, die basierend auf gewissen Indikatoren aufgeteilt wird.

Das mache einen Vergleich zwischen Uni und FH schwierig. "Die FH sagt, die Uni bekommt mehr, und die Uni sagt, die FH bekommt mehr, weil an der Uni viel mehr aufwendige Forschung dazukommt", sagt Unger zur "Wiener Zeitung". Tatsache sei: "Gibt es mehr Geld für die FH, zum Beispiel, weil einzelne Fachgruppen von den Unis zu den FH wechseln, müsste das Geld für die Unis sinken."