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Studieren mit Sponsor

Von Lara Chab

Politik
© Coloures-Pic - stock.adobe.com

In Wien nimmt ab Herbst eine neue Hochschule für ein duales Studium den Betrieb auf.


Wien. Dual Studieren. Was sich in Deutschland steigender Beliebtheit erfreut, beginnt sich auch in Wien und Österreich herumzusprechen. Dual studieren, das heißt, dass Arbeit Teil des Studienkonzepts ist. Während bei "normalen" Studien meist freiwillige Praktika in den Ferien gemacht werden, oder kleinere Nebenjobs, arbeitet man beim dualen Studium von Anfang an Teil- oder Vollzeit. Das Studium wird mit einem Unternehmen als Sponsor betrieben, mit dem der Theorieteil, sprich: die akademische Ausbildung abgestimmt wird. Der Vorteil für das Unternehmen: Es erhält maßgeschneiderte Mitarbeiter. Der Vorteil für den Studenten: Er hat in der Regel ein geregeltes Einkommen, während er einen Studienabschluss macht.

In Wien war bisher primär das Technikum Wien (University of Applied Sciences) die Anlaufstelle für dual Studienwillige. Kommenden Herbst wird dann die IUBH (International University of Applied Sciences) ihre Pforten öffnen, die trotz des ähnlichen Namens keine Verbindung zum Technikum hat.

Größte Herausforderung ist, einen Praxispartner zu finden

"Mit 30 will ich nicht zu meinen Eltern gehen und sie um finanzielle Unterstützung bitten", sagt Julia Jeges. Sie ist eine der angehenden Hochschülerinnen im Studiengang Marketing Management an der IUBH in Wien. Den Bachelor hat sie bereits gemacht: Hotelmanagement an der Fachhochschule Kärnten. Diesen in der Tasche, stieg das Verlangen, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Vollzeitarbeit, statt Vollzeitstudium. Auf Abend- und Wochenendkurse neben dem Job hatte sie allerdings keine Lust. Da kam ihr das duale Studium gerade recht.

Das schwierigste am dualen Studium ist es, ein Unternehmen zu finden, das das Ganze unterstützt. Manche - wie Austrian Airlines oder Peek und Cloppenburg - bieten gleich von sich aus maßgeschneiderte Studien in Kooperation mit Hochschulen an. Erfüllt man die Aufnahmekriterien, ist man dabei. Macht man den Einstieg jedoch über das Studium und sucht sich dazu die passende Arbeit, wird es schwieriger.

Julia hatte Glück. Nach etwa drei Monaten war ein Praxisunternehmen gefunden - unter Mithilfe der IUBH. "Eines Tages rief mich der Studienortleiter an und erzählte mir, dass er ein passendes Unternehmen für mich gefunden habe, bei dem ich im Marketingbereich arbeiten könnte", sagt sie und erinnert sich, wie erleichtert sie damals war.

Grundsätzlich ist das duale Studienmodell nämlich in Österreich nicht so gut umsetzbar wie in Deutschland, erklärt Ingo Prepeluh, Stellvertretender Generalsekretär der Österreichischen Fachhochschulkonferenz (FHK). In Österreich gebe es hauptsächlich KMU, für diese sei es schwieriger, ein Ausbildungsunternehmen zu werden und aktive Mitarbeiter - in diesem Fall die Studenten - für die Theoriewochen freizustellen. Im Gegensatz dazu existieren in Deutschland "viel mehr und viel größere Konzerne", die nach dual Studierenden eine hohe Nachfrage haben. Für viele kleine Unternehmen in Österreich sei das Konzept zu teuer, glaubt auch Julia: "Es ist noch abschreckend für Unternehmen, weil sie die Studiengebühren für den Studenten finanzieren müssen." Allerdings kann der duale Bildungsweg aufgrund der unterschiedlichen Bezahlmodelle auch für die Studenten abschreckend sein.

In manchen Fällen finanziert sich der Student das Studium nämlich ohnedies selber. Dann nämlich, wenn ein Teil des monatlichen Gehalts direkt an die Bildungsstätte geht, um die Studienkosten zu decken. Wie im Fall der IUBH. Beim Bachelor belaufen sich die Gebühren durchschnittlich auf 650 Euro pro Monat, beim Master auf durchschnittlich 550 Euro pro Monat. Auch wenn beim Bachelor in einigen Fällen zusätzlich ein kleines Taschengeld an die Studenten ausbezahlt wird, kann man davon in der Regel nicht die Grundbedürfnisse abdecken. Am Technikum Wien wiederum werden die Studiengebühren, die pro Semester auf rund 360 Euro kommen, von den meisten Unternehmen zusätzlich zum Gehalt finanziert.

Verbleib im Unternehmennach Abschluss meist Pflicht

Julia wird ab Studienbeginn des Masters im Oktober 30 Stunden angestellt sein. "Wir orientieren uns an einer 40-Stunden-Woche", heißt es bei der IUBH. Schlussfolgerung: 10 Stunden sind pro Woche für die Theorie eingeplant. An der FH Technikum Wien wechseln Theorie und Praxis (Arbeit) im Drei-Monats-Rhythmus.

Nach Abschluss des Studiums haben die Absolventen dann gleich zwei Abschlüsse in der Tasche: den Bachelor und eine Berufsausbildung. Der große Wunsch für viele ist aber natürlich eine Festanstellung im Unternehmen. So auch für Julia Jeges. Das ist meist auch kein Problem. Denn der Abschluss ist der Moment, in dem sich ihre Investition für die Unternehmen richtig zu rentieren beginnt. Daher verpflichten so gut wie alle ihre Schützlinge dazu, nach Abschluss eine gewisse Zeit lang dem Unternehmen zur Verfügung zu stehen Julia hat sich verpflichtet, mindestens drei Jahre nach Abschluss zu bleiben. Danach wird man sehen. Läuft alles wie geplant will sie ohnedies bleiben.