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Weniger ältere Arbeitslose

Von Martina Madner

Politik
© Gina Sanders - stock.adobe.com

Der Arbeitsmarkt entspannt sich erneut: Auch die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen geht zurück.


Wien. "Bei dem erfreulichen Beschäftigungswachstum von rund 85.000 Personen und damit einer Gesamtzahl von etwa 3,825 Millionen unselbständig Beschäftigten ist zu vermuten, dass wohl noch nie so viele Menschen in Österreich über die Hitze am Arbeitsplatz stöhnen konnten wie heuer", sagt Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice.

Die Anzahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer ging 31. Juli 2018 gegenüber dem selben Stichtag 2017 um acht Prozent auf 340.593 zurück. Kopf: "Besonders erfreulich ist, dass der Aufschwung dieses Mal anders als im Juli des Vorjahres in allen Gruppen, auch bei schwieriger zu vermittelnden, angekommen ist."

Ältere profitieren vom Aufschwung

Auch bei Jugendlichen, bei Langzeitarbeitslosen, Menschen mit Behinderung, Ausländern, Personen mit einer Pflichtschule als höchstem Abschluss und unter älteren Arbeitnehmern ging die Arbeitslosigkeit zurück: Arbeitslose und Schulungsteilnehmer im Alter von 50 Jahren plus gab es heuer 92.635 - um 5,3 Prozent weniger als Ende Juli 2017.

"Das bedeutet, dass auch Ältere vom Aufschwung profitieren", sagt Kopf - und zwar mehr als der Rückgang an Arbeitslosen vermuten lässt. Denn die Arbeitslosenquote bei Älteren liegt zwar mit 7,8 Prozent etwas über der allgemeinen von 6,9 Prozent der Beschäftigten. Die Arbeitslosenquote der Menschen 50 plus ging aber um 0,8 Prozentpunkte zurück, die allgemeine um 0,7 Prozent.

Aktion 20.000 und weniger Frühpensionierungen

Zum Teil ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit in dieser Gruppe auf die rund 4000 Menschen, die über die Aktion 20.000, wo Gemeinden und gemeinnützige Organisationen für Langzeitarbeitslose über 50 Jahren Jobs schufen, zurückzuführen. Diese hat die Regierung zu Beginn des Jahres eingestellt, für jene in der Aktion läuft sie noch bis circa Mitte des Jahres 2019. Etwas Wirkung zeigte laut Kopf auch die "Beschäftigungsinitiative 50 plus" mit Eingliederungsbeihilfen für Unternehmen, Kombilohn und Jobs in sozialen Unternehmen, die weiter geführt wird.

Ein noch wesentlicher Grund, warum die Arbeitslosigkeit bei Älteren zurückgeht, ist aber, dass die Beschäftigung in diesem Alter überproportional steigt: "Österreich wird älter, das sieht man auch am Arbeitsmarkt. Es gibt demografisch bedingt mehr Menschen über 50 - und damit auch mehr am Arbeitsmarkt und unter den Arbeitslosen."

Eine Million älterer Beschäftigter am Arbeitsmarkt

Tatsächlich wächst die Bevölkerung über 50, die noch arbeitet, überdurchschnittlich: Die aktuellsten Daten von Ende Juni 2018 zeigen, dass die Gruppe der 50- bis 65-Jährigen um 5,61 Prozent gegenüber dem Vorjahr angewachsen ist. Die Beschäftigung aller aber im selben Zeitraum um weniger als 2,25 Prozent gestiegen ist. Bereits 1,036 Millionen am Arbeitsmarkt sind im Alter von 50 bis 65 Jahren. Das sind 27,5 Prozent aller unselbständigen Beschäftigten.

Die Gründe dafür: Zum einen ist die Hacklerregelung, wonach Männer nach 45 Beitragsjahren, Frauen nach 40 Jahre vor dem gesetzlichen Pensionsalter abschlagsfrei in Pension gehen konnten, in dieser Form 2013 ausgelaufen. Zum anderen ist es schlichtweg die demografische Entwicklung, die voranschreitet: "Österreich wird älter, das sieht man auch am Arbeitsmarkt", sagt Kopf. "Der 49-Jährige vom Vorjahr fällt heuer in die Gruppe der über 50-Jährigen." Und im Vergleich zu den Älteren sind die Geburtenjahrgänge der Jüngeren, die auf den Arbeitsmarkt nachdrängen kleiner. Unternehmen müssen ältere länger beschäftigen.

So altert der Arbeitsmarkt - allerdings nicht gleichermaßen: In der öffentlichen Verwaltung mit 40,6 Prozent, im Immobilienwesen mit 39,7 Prozent und in der Energieversorgung mit 38,1 Prozent ist der Anteil an Menschen über 50 besonders hoch. In der Informations- und Kommunikationstechnologie mit 19,2 Prozent, im Tourismus mit 19,8 und unter angestellten wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern mit 20,5 Prozent dagegen besonders klein.

Die jüngeren sind im Vergleich zu den älteren Arbeitnehmer besser gebildet, "insbesondere unter den Frauen gibt es unter den 50 Plus einen deutlich höheren Anteil jener mit nur Pflichtschulabschluss oder Lehre", sagt Wifo-Arbeitsmarkt-Expertin Julia Bock-Schappelwein. Weniger Qualifizierte sind häufiger und länger arbeitslos. Wenn besser Ausgebildete auf den Arbeitsmarkt nachdrängen, sollte die Arbeitslosigkeit auch aus diesem Grund sinken.