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Trend zum Pflegeheim wurde gebremst

Von Karl Ettinger

Politik

Wie das Burgenland nach dem Ende des Pflegeregresses die Betreuung daheim durch Förderungen vorantrieb.


Eisenstadt. Nach dem Ende des Pflegeregresses, mit dem bis Ende 2017 auf das Vermögen von Bewohnern von Pflegeheimen von Betreibern zurückgegriffen werden konnte, wurden heuer in allen Bundeslisten die Anmeldungen für Heimplätze signifikant mehr. Das Burgenland war da keine Ausnahme. Aber im östlichen Bundesland ist dieser Andrang gegen Jahresmitte hin verebbt.

Das wird im Büro von Soziallandesrat Norbert Darabos (SPÖ) vor allem auch darauf zurückgeführt, dass das Burgenland seit Beginn des heurigen Jahres zeitgleich mit der Abschaffung des Pflegeregresses in Heimen auf die verstärkte Förderung der 24-Stunden-Betreuung von Menschen daheim setzt. Für Darabos ist damit das Burgenland, wie er gegenüber der "Wiener Zeitung" betont, mit dieser Förderung "eine rot-weiß-rote Modellregion".

Landespolitiker aus anderen Bundesländern, etwa Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) haben die noch von der SPÖ-ÖVP-Koalition im Sommer 2017 vor der Nationalratswahl im Eilzugtempo beschlossene Streichung des Pflegeregresses, als nachteilig für die Entwicklung der Pflege daheim gesehen. Weil damit in Relation die Pflege im Heim gegenüber der Betreuung zu Hause günstiger wird.

Bis zu 600 Euro Zuschussfür Pflege daheim

Ein erhöhtes Interesse an Heimplätzen wurde auch im Burgenland rund um den Jahreswechsel 2017/18 und zu Beginn des heurigen Jahres verzeichnet. Allerdings haben offenbar Betroffene selbst oder ihre Angehörigen Anmeldungen aus Angst, sonst keinen Heimplatz mehr zu ergattern, vorgenommen. Im Nachhinein stellte das Land jedenfalls fest, dass sich gar nicht so wenige gleich in zwei oder sogar drei Pflegeheimen angemeldet haben, um auf Nummer sicher zu gehen, bei Bedarf in einem Heim unterzukommen. Bis Juni dieses Jahres ist der Andrang dann deutlich zurückgegangen, der Run ist verebbt. Allerdings sind die Heime jedenfalls "relativ stark ausgelastet", wird in Eisenstadt zur heurigen Entwicklung festgestellt.

Dort ist die von der SPÖ geführte Landesregierung überzeugt, mit der Einführung des Zuschusses bis zu 600 Euro pro Monat - in Sonderfällen sogar bis zu 800 Euro pro Monat für Personen mit höherem Pflegebedarf auf Pflegestufe 5 - eine wichtige Maßnahme getroffen zu haben, um den Ansturm auf die Pflegeheime abzufangen.

Nach den jüngsten Daten von Ende Juli wurden fast 700 Ansuchen gestellt, eine hohe Zahl für das Burgenland. Die meisten davon sind inzwischen positiv erledigt worden. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach der Höhe des Einkommens.

Fast 6000 potenzielle Bezieher können den Zuschuss erhalten

Anspruchsberechtigt sind Menschen, die Pflegegeld ab der Pflegestufe 4 beziehen. Leidet jemand an Demenz, so wird der Zuschuss bereits ab Pflegestufe 3 gewährt. Der Antrag dafür muss bei der jeweils zuständigen Bezirkshauptmannschaft gestellt werden. Im Burgenland fällt mit fast 6000 Beziehern ein knappes Drittel in die höchsten Pflegestufen von 4, 5, 6 und 7.

Insgesamt gab es im östlichen Bundesland Ende des Vorjahres 18.847 Pflegegeldbezieher. So wie in allen Bundesländern erhalten die meisten Empfänger Pflegegeld in den Stufen 1 und 2. Diese Menschen sind aber im Regelfall so rüstig, dass sie sich teils oder weitgehend selbst daheim versorgen können. Wer mehr Betreuung braucht, entscheidet sich viel häufiger für die Unterbringung in einem Pflegeheim.

Soziallandesrat Darabos kann das Modell anderen Bundesländern zur Nachahmung empfehlen. "Mit dem Zuschuss bis zu 600 Euro monatlich für die 24-Stunden-Betreuung setzt das Land Burgenland neue sozialpolitische Maßstäbe", zeigt sich der SPÖ-Politiker überzeugt. Denn damit komme man dem Wunsch vieler pflegebedürftiger Menschen nach, die am liebsten in den eigenen vier Wänden betreut werden wollen. Mit der zusätzlichen Förderung werde diese Betreuung daheim für Betroffene auch leistbarer. Die Zahlen zeigten, dass diese Unterstützung auch "sehr gut angenommen" werde.

Bundeszuschuss seit2007/08 nicht erhöht

Ein Grund dafür ist auch, dass der Bund seine Förderung seit dem Umstieg auf ein legales Modell der 24-Stunden-Betreuung daheim im Jahr 2007/08 nicht mehr angehoben hat. Sie macht maximal 550 Euro im Monat aus, wenn das Nettoeinkommen 550 Euro nicht übersteigt.

Daher gibt es beispielsweise vom Österreichischen Hilfswerk und seinem Präsidenten EU-Parlamentarier Othmar Karas (ÖVP) die Forderung, die staatliche Unterstützung der 24-Stunden-Betreuung anzuheben. Damit verbunden wünscht sich Karas eine Art Gütesiegel für jene Agenturen, die vor allem mit Pflegerinnen aus osteuropäischen Staaten den Bedarf decken.