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Lehrer für Start des Schulpakets erst 2020

Von Karl Ettinger

Politik

Die Gewerkschaft warnt Bildungsminister Faßmann vor "Problemen" und bekräftigt die Forderung nach mehr Personal.


Wien. Noten werden in der Volksschule wieder eingeführt, in der neuen Mittelschule sind zwei Leistungsstufen ähnlich jenen in den früheren Hauptschulen vorgesehen. Aber Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) stößt mit seinem umfassenden Gesetzespaket für den Schulunterricht schon ab dem kommenden Schuljahr 2019/20 vor allem wegen des Tempos auf Widerstand bei der Pflichtschullehrergewerkschaft. In der am Freitag zu Ende gehenden Begutachtung fordern die Lehrervertreter, das Pädagogikpaket erst ab dem Schuljahr 2020/21 beginnen zu lassen.

Die Pflichtschullehrergewerkschaft mit ihrem Vorsitzenden Paul Kimberger betont, dass manche Maßnahmen wie mehr Autonomie am Schulstandort oder die Rücknahme der siebenteiligen Notenskala in den Mittelschulen auch von den Lehrervertretern gefordert worden seien. Allerdings werde vom Bildungsministerium "wieder der Fehler begangen", dass die Änderungen "zu rasch umgesetzt werden".

Sorge wegen Problemen wiebei Deutschförderklassen

Die Umsetzung des Schulpakets ab dem kommenden Schuljahr 2019/20 sei "nur schwer durchführbar". Eine seriöse Beratung und Information von Eltern und Schülern erscheine bei dem jetzigen Zeitplan nicht möglich. Eine "gut geplante Einführung" mit allen Begleitmaßnahmen könne sinnvollerweise erst ab dem Schuljahr 2020/21 erfolgen.

Die Gewerkschaft der Pflichtschullehrer warnt in ihrer Stellungnahme ausdrücklich vor Schwierigkeiten wie bei der Einführung der Deutschförderklassen, die von der Bundesregierung und Minister Faßmann schon ab dem Beginn des heurigen Schuljahres durchgeboxt wurden. Auch dagegen hatte es wegen des Tempos Vorbehalte der Gewerkschaft gegeben. "Ähnliche Probleme und Fehler" wie bei den Deutschförderklassen sollten daher vermieden werden.

Über Detailkritik zum Schulpaket hinaus beklagt die Pflichtschullehrergewerkschaft generell die schwierige Situation im Schulalltag. Man weise daher "ausdrücklich darauf hin, dass die tagtäglich anfallenden pädagogischen, sozialen, organisatorischen, religiösen, familiären, sprachlichen, menschlichen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen an unseren Schulstandorten mit diesem vorliegenden Pädagogikpaket nicht gelöst werden können". Dazu bekäftigt Kimberger vor allem die langjährige Forderung nach mehr Lehr- und Unterstützungspersonal in den Schulen. Es wäre "ein Mehr an vorschulischen Maßnahmen, koordinierter Sprachförderung, Integrationshilfen, Unterstützungssysteme, Sonderpädagogik sowie die längst überfällige Doppelbesetzung in den Volksschulen dringend erforderlich", heißt es in der Stellungnahme.

Arbeiterkammer gegen Rückkehr zu Ziffernnoten

Schon bei der Vorstellung des Schulpakets durch Faßmann Anfang Oktober hat es scharfe Kritik von SPÖ und Neos gegeben. In diese Kerbe schlägt jetzt auch die Arbeiterkammer. Im Zuge der Begutachtung stemmt sie sich großteils gegen Faßmanns Gesetzesvorhaben, vor allem auch gegen Ziffernnoten in den Volksschulen. "Die geplante Rückkehr zu Ziffernnoten und die Möglichkeit des Sitzenbleibens ab der zweiten Klasse werden aus pädagogischen und sozialen Gründen entschieden abgelehnt", betont die Arbeiterkammer. Denn es sei dann zu befürchten, dass dies den Leistungsdruck auf die Kinder weiter erhöhen und das "Nachhilfeunwesen" stärken werde.

Nicht nur Volksschullehrer, sondern etwa auch der Landesschulrat für Vorarlberg äußert in der Begutachtung Skepsis. So würden Elternvertreter zu bedenken geben, "dass in verbalen Beurteilungen sehr viel mehr Informationen über den Leistungsstand der Kinder vermittelt werden können als durch Ziffernnoten."