Wien. Der ehemalige Chef der Casinos Austria, Leo Wallner, ist am Mittwoch im Alter von 79 Jahren in Wien gestorben. Wallner stand von 1968 bis 2007 an der Spitze des Glücksspielkonzerns. Noch vor wenigen Tagen verkaufte er seine letzten Casinos-Anteile, während der Erzrivale Novomatic bei den Casinos einsteigt. Bekanntheit erlangte Wallner auch durch seine Arbeit im Sport als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) und als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Einst wollte der am 4. November 1935 geborene Wallner gerne Priester werden. Letztlich sollte es ihn aber in die Gefilde von Politik und Wirtschaft ziehen. Nach dem Studium an der Wiener Hochschule für Welthandel, das er 1961 mit dem Doktorat abschloss, werkte Wallner am Institut für angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung. Von 1964 bis 1967 beriet er den damaligen Kanzler Josef Klaus (ÖVP) in Wirtschaftsfragen. Klaus gab Wallner später die Casinos in dessen noch 31 Jahre jungen Hände, mit der Intention, dass Wallner diesen auf seriöse Beine stellt. Heute sind die Casinos einer der größten Steuerzahler des Landes.

Die angekratzte Eminenz

Im Februar 1968 wurde Wallner schließlich Generaldirektor der Casinos Austria, im März 1977 Verwaltungsratspräsident der Casinos Austria International. Neun Jahre später, 1986, saß er dann auch auf dem Chefsessel der Österreichischen Lotterien. Unter seiner Führung etablierte sich etwa Lotto "6 aus 45". Mäßig aber verlief die internationale Expansion der Casinos. Griechenland, Argentinien, Palästina und Australien erreichten nie die erhofften Gewinne und wurden geschlossen beziehungsweise verkauft.

Erst nach knapp vier Jahrzehnten zog sich Wallner als Herr der Casinos zurück und übergab 2007 mit seiner Pensionierung die Geschicke an seinen Wunschkandidaten Karl Stoss. Der rund 21 Jahre jüngere Vorarlberger und Hobbybergsteiger folgte Wallner kurz davor auch an die Spitze der Lotterien sowie im 2009 als Chef des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC). Wallner hatte dort seit 1990 die Präsidentschaft inne. Von dort hatte er sich nach dem Bekanntwerden fragwürdiger Geldflüsse im Zusammenhang mit der Bewerbung Salzburgs für die Olympischen Winterspiele 2006 vorzeitig zurückgezogen. Das Verfahren der Staatsanwaltschaft wurde eingestellt. Wallner bleibt der längst dienende ÖOC-Präsident. 1998 war er auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), aus dem er 2014 altersbedingt ausschied. Im Dezember des Vorjahres wurde zum IOC-Ehrenmitglied gewählt und mit dem Olympischen Orden ausgezeichnet. Nicht zuletzt wurden Casinos und Lotterien unter Wallner in den vier Jahrzehnten zudem große Sport-Sponsoren. Nicht ganz nachvollziehbar blieb in einer ÖOC-Ära der Besuch des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, der von Kritikern als "letzter Diktator Europas" bezeichnet wird. Wallner schloss damals nicht aus, dass die Casinos möglicherweise in Weißrussland Fuß fassen könnten. Abgewickelt wurde der etwa 200.000-Euro-Trip über das ÖOC. Bezahlt hat "ein Geschäftsmann, der große Geschäfte gemacht hat im Osten", sagte Wallner einst zum "Kurier".