"Chef" soll Kronprinz sein

Auch der für die Tat verantwortlich gemachte Al-Asiri gilt als Vertrauter des Kronprinzen. Zudem wurde bei einer Reihe der 15 Mitglieder des Spezialteams eine direkte Nähe zu Mohammed bin Salman hergestellt. So tauchten Bilder von einigen von ihnen auf, wie sie den Prinzen als Teil seines Sicherheitsteams bei Auslandsreisen begleiten.

Die "New York Times" hatte am Dienstag unter Berufung auf türkische Audioaufnahmen der Tat berichtet, ein Mitglied des Kommandos habe nach der Tötung Khashoggis einem Vorgesetzten am Telefon gesagt, er möge "seinem Chef" Bescheid geben. Amerikanische Geheimdienstmitarbeiter glaubten demnach, dass damit der Kronprinz gemeint sei, auch wenn dieser nicht namentlich genannt werde.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu nannte die Stellungnahme des saudischen Generalstaatsanwalts "nicht zufriedenstellend". Weiterhin gebe es keine Aufklärung, wo die Leiche Khashoggis sei. Er fragte auch, was aus jenen Verdächtigen geworden sei, die die Behörden entlassen hätten. Außerdem meldete Cavusoglu Zweifel an Riads Darstellung an, dass Khashoggi getötet worden sei, nachdem er sich geweigert habe, mit nach Saudi-Arabien zu reisen.

Türkei kritisiert saudischen Generalstaatsanwalt 

Cavusoglu sagte: "Es war im Voraus geplant, wie dieser Mann getötet und zerstückelt werden sollte." Es sei eigens dafür Personal und Ausrüstung in die Türkei gebracht worden.

Der saudische Außenminister habe ihn vor der Stellungnahme des Staatsanwalts angerufen, betonte Cavusoglu. Er habe daraufhin den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan informiert.

Nach Angaben der türkischen Justiz wurde Khashoggi kurz nach Betreten des Konsulats erwürgt. Seine Leiche sei zerstückelt und entsorgt worden. Türkische Ermittler gehen davon aus, dass der Befehl für die Tötung Khashoggis aus höchsten Regierungskreisen kam. Ankara hatte die Geheimdienstinformationen - darunter auch die Audioaufnahme - unter anderem mit Deutschland geteilt. Aus Berlin hieß es dazu, dass es einen nachrichtlichen Austausch zu Khashoggi gab.

Ermittlungen gehen für Paris "in richtige Richtung"

Entgegen türkischen Aussagen verneinte die Staatsanwaltschaft in Riad am Donnerstag aber, Aufnahmen erhalten zu haben. Ankara wurde aufgefordert, Audios und andere Beweisstücke herauszugeben.

Die französische Regierung begrüßte indes grundsätzlich das Vorgehen der saudi-arabischen Behörden. Die Ermittlungen gingen "in die richtige Richtung", erklärte das Außenministerium in Paris am Donnerstag.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte deutsche Forderungen nach einem Stopp von Waffenlieferungen wegen des Khashoggi-Falls Ende Oktober als "reine Demagogie" bezeichnet. Er sagte, zuvor müsse Saudi-Arabien Gelegenheit zu eigenen Ermittlungen gegeben werden.