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Der G20-Gastgeber in der Dauer-Malaise

Von WZ-Korrespondent Tobias Käufer

Politik

Argentiniens Präsident Mauricio Macri konnte die Hoffnungen bisher nicht erfüllen.


Buenos Aires. Als Mauricio Macri Ende 2015 die Ära des Präsidentenpaares Nestor (2003 bis 2007) und Cristina Kirchner (2007 bis 2015) mit seinem glanzvollen Wahlsieg beendete, jubelten die Märkte. Macri, konservativer Unternehmer und ehemaliger Präsident des Hauptstadt-Fußballklubs Boca Juniors, sollte das Land aus der tiefen Krise führen. Die Linkspopulistin Kirchner hatte verbrannte Erde hinterlassen: Das Vertrauen an den Finanzmärkten war zerstört, zwölf Jahre Kirchner hatten vor allem die Präsidentenfamilie reich werden lassen. "Ich werde die Armutsbekämpfung zu meinem Gradmesser machen", versprach Macri damals, als das Land am Boden lag und auf einen neuen Hoffnungsträger wartete.

Die Katholische Universität in Buenos Aires veröffentlicht regelmäßig einen Armutsindex. Der war bereits zu Zeiten der Kirchners gefürchtet und auch für Macri sind die Daten wenig schmeichelhaft. Rund elf Millionen Argentinier leben in Armut, die hohe Inflation macht das Leben noch schwieriger. Und weil Macris Sparkurs mit Entlassungen im öffentlichen Dienst und bei sozialen Ausgaben nicht die erhofften Effekte erzielt, wächst der Widerstand. Gewerkschaften und soziale Bewegungen, der Kirchner-Familie traditionell ideologisch und wohl auch finanziell eng verbunden, haben Macri den Kampf angesagt. Streiks und Massenproteste sind die Folge.

Verletzter Nationalstolz

Macri profitiert derzeit vor allem von der Aufsplitterung der Opposition und den Korruptionsermittlungen gegen Kirchner. Und von der Hoffnung seiner Landsleute, dass sein Kurs, die Wirtschaft mit harten Einschnitten wieder auf Kurs zu bringen, mittelfristig doch erfolgreich sein könnte.

Der G20-Gipfel-Gastgeber Argentinien leidet aber nicht nur an der desperaten wirtschaftlichen Situation. Auch dass die Fußball-Nationalmannschaft wieder einmal bei einer WM gescheitert ist, nagt am nationalen Selbstbewusstsein. Vergangenes Wochenende blamierte sich zudem die Hauptstadt Buenos Aires mit der Absage des weltweit beachteten Finales der südamerikanischen Champions League wegen massiver Gewaltausbrüche. Und obendrein zeigt auch noch der Papst seiner Heimat die kalte Schulter.

So hofft Macri, dass wenigstens der G20-Gipfel am Wochenende ohne Krawalle, sondern mit einigermaßen schönen Bildern über die Bühne geht. In den publikumswirksamen Einzelgesprächen mit den Führern dieser Welt will er Investitionserfolge vorweisen. Immerhin wollen die Amerikaner künftig wieder argentinisches Fleisch kaufen, was ein nicht zu unterschätzender erster Prestigeerfolg für Macri ist.