Kinshasa. Vor der großen Villa von Olive Lembe Kabila in Ostkongos Provinzhauptstadt Goma versammelt sich eine Menschenmenge: Frauen mit Babys im Tragetuch, Motorradtaxifahrer, Studenten. Ein Lastwagen mit scheppernden Lautsprechern auf der Ladefläche parkt am Straßenrand. Ein Wahlkampfsong für Präsidentschaftskandidat Emmanuel Shadary hallt durch die Gassen des noblen Stadtviertels Himbi entlang des Kivu-Sees. "Wir warten auf unsere Mama", sagt Daniel Muhindo. Der Student trägt ein blau-gelbes T-Shirt der Regierungspartei PPRD, die vom Lkw herab verteilt werden. Die Frau von Präsident Joseph Kabila, stammt aus einem Dorf nahe Goma. Hier hat sie ihre Villa am Ufer stehen: "Sie soll uns etwas geben, dann können wir versichern, dass die Stadt zu 100 Prozent Shadary wählt", so Muhindo.

Die First Lady der Demokratischen Republik Kongo fungiert als Wahlkampfhelferin für Kabilas Wunschnachfolger von Shadary, bislang ständiger Sekretär der PPRD. Als ehemaliger Innen- und Sicherheitsminister war er in den vergangenen zwei Jahren verantwortlich für die gewaltsame Niederschlagung von Anti-Kabila-Protesten. Die EU verhängte daher 2017 Sanktionen gegen ihn.

Im Vorfeld von Shadarys Wahlkampfauftritt im Fußballstadion in Goma hat Lembe Kabila bündelweise Geld verteilt, um Menschen anzulocken. Die Millionenstadt inmitten der Bürgerkriegsregion steht der Opposition nahe. Nur wenige hundert junge Männer kamen ins Stadion, um Shadary zuzujubeln, die meisten wurden dafür bezahlt. Dass "Mama Olive", wie die First Lady oft genannt wird, Geld verteilt, hat sich in Goma jedoch rasch herumgesprochen. Im Laufe des Vormittags wird die Menschenmenge immer größer. Die Präsidentschaftsgarde muss anrücken, das Haus zu sichern, ein UN-Hubschrauber kreist über Himbi, um die Lage zu beobachten.

Kabila-Marionette ins Rennen geschickt

Der Wahlkampf im Kongo ging in den vergangenen Tagen in die heiße Phase. Für das Regime, das seit 17 Jahren an der Macht ist, geht es am 30. Dezember um alles oder nichts. Denn Kabila selbst darf laut Verfassung nicht mehr antreten. Er hat hingegen seinen loyalen Parteigenossen ins Rennen geschickt und angekündigt, bei den nächsten Wahlen, voraussichtlich 2023, möglicherweise wieder anzutreten. Der wenig charismatische Shadary gilt als Marionette.

Im Wahlkampf hat sich immer mehr gezeigt: Die Oppositionskoalition "Lamuka" mit ihrem gemeinsamen Kandidaten Martin Fayulu hat offensichtlich die Nase vorn. In zahlreichen Städten des Landes zog er gewaltige Massen an. Sie trugen ihn auf einem rotbezogenen Stuhl durch die Straßen wie einen König. "Wir wollen keine T-Shirts und kein Geld, wir wollen Veränderung", hatten ihm die Leute in Goma zugerufen.