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Irans islamische Revolution wird 40

Von Farshid Motahari und Jan Kuhlmann

Politik

Der Iran feiert. Am 11. Februar 1979 brach die Monarchie zusammen. Doch vielen Bürgern ist nicht nach Feiern zumute.


Teheran. Mit viel Pomp feiert der Iran die islamische Revolution vor 40 Jahren. Doch viel zu feiern gibt es für viele Bürger nicht. Am 1. Februar 1979 war der Revolutionsführer, Ayatollah Ruhollah Khomeini, aus dem französischen Exil nach Teheran zurückgekehrt. Schon 10 Tage später, am 11. Februar, war die persische Monarchie endgültig zusammengebrochen.

Die 40 Jahre Islamische Republik seither fasste der iranische Satiriker Ali Mirfattah in einem Satz zusammen: "Aus den Monarchisten wurden keine islamischen Revolutionäre, aus vielen Revolutionären aber Monarchisten."

Irans Klerus sieht das ganz anders. Die Iraner stehen nach Ansicht der Geistlichen zu den Prinzipien der Revolution: Unabhängigkeit, Freiheit und islamische Republik. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA spricht von einem "robusten Baum", der "unbesiegbar" sei.

Außenpolitische Spannungen, innenpolitische Machtkämpfe

Die Realität sieht aber anders aus. Außenpolitische Spannungen, innenpolitische Machtkämpfe zwischen Reformern und Hardlinern und eine fragile Wirtschaft dominieren das Land. Zudem wurde mehr als die Hälfte der jetzigen Bevölkerung - also mehr als 40 Millionen Menschen - nach der Revolution geboren. Für sie sind die Kriterien ihrer Eltern oder Großeltern aus den 1980er Jahren nicht mehr tragbar. Dies haben sie auch bei diversen Protesten deutlich gemacht.

Ein weiteres Problem für viele Iraner ist die Nahostpolitik des Landes. Sie fragen, warum Geld für arabische Freiheitsbewegungen oder den Überlebenskampf des syrischen Machthabers Bashar al-Assad ausgeben wird, wenn es das Volk selbst weitaus dringender brauche. "Nicht Gaza, nicht Libanon, wir opfern uns nur für den Iran" war eine Parole bei den Straßenprotesten im vergangenen Jahr.

Staatsfeind Internet

Eine wichtige Plattform für Kritiker und deshalb ein großes Problem für den Klerus - ist das Internet. Was noch vor einigen Jahren nicht offen gesagt werden durfte, ist nun jeden Tag in den sozialen Medien zu lesen. Daher fordern Klerus und Hardliner strengere Internet-Kontrollen, die aber auch innerhalb des Regimes umstritten sind. "Wenn das Internet oder andere Realitäten des 21. Jahrhunderts nicht richtig eingeschätzt werden, könnte dies zu einem gefährlichen Generationenkonflikt führen," warnt sogar Präsident Hassan Rouhani.

Rouhani ist sogar der Auffassung, die Führung müsse sich verjüngen. "Die Verantwortlichen in unserem Land sind nun mal in einem Alter, wo sie längerfristig nicht mehr viel bewegen können", so Rouhani. Auch die Nachfahren der Architekten der Revolution sind besorgt. "Es gibt in der Tat keine Garantie, dass wir für immer bleiben", sagt Hassan Khomeini, Enkel des 1989 gestorbenen Ayatollahs.

Baldiges Regimeende nicht in Sicht

Khomeini gilt als Kopf und Herz der islamischen Revolution. Er stellte sich zeitlebens gegen die Monarchie sowie gegen die USA und besonders gegen Israel. Nach der Rückkehr aus 14 Jahren Exil ernannte ihn der Verfassungsrat 1979 zum "Imam", zum obersten religiösen Führer. Nach seinem Tod übernahm diese Rolle Ali Khamenei, der auch das letzte Wort in allen strategischen Belangen hat.

Ein baldiges Ende des Regimes ist nach Ansicht vieler Beobachter im Land unwahrscheinlich. "Die Menschen befürchten, dass dann alles noch schlimmer werden könnte", erklärt die Tochter von Ex-Präsident Akbar Hashemi Rafsanjani, Faeseh Hashemi. Das Schicksal der Menschen in Afghanistan, Irak, Jemen oder Syrien, wo politische Veränderungen nur zu Chaos und Gewalt geführt haben, wirkt abschreckend.

Irans Problem mit Trump

Derzeit haben Land und Regierung aber ein anderes Problem: Donald J. Trump. Der US-Präsident kündigte nicht nur das Wiener Atomabkommen von 2015 auf, sondern verhängte auch neue Sanktionen. Hand in Hand mit seinen engen Verbündeten in der Region - Israel und das sunnitische Königreich Saudi-Arabien - will Trump den Einfluss des Irans zurückdrängen. Doch das ist ein schwieriges Unterfangen, hat sich das Land doch längst zu einer starken Regionalmacht entwickelt.

Für Klerus und Hardliner, die von Anfang an gegen den Atomdeal, Ruhanis Reformen und eine Annäherung an den Westen waren, ist all dies ein gefundenes Fressen. Nachdem sie in den vergangenen sechs Jahren den Vormarsch der Reformer erleben mussten, hoffen sie jetzt auf ihr Comeback - notfalls auch mit Trumps indirekter Hilfe.