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Van der Bellen um gutes Klima bemüht

Von WZ-Korrespondent Philipp Hedemann

Politik

Bundespräsident Alexander Van der Bellen fährt nach New York, um bei der UNO an einer Klimakonferenz teilzunehmen. Er trifft dort auf UN-Generalsekretär Guterres und New Yorks Ex-Bürgermeister Bloomberg.


New York. Der Bundespräsident reist für den Klimaschutz zum UNO-Hauptquartier. "Es braucht mehr Mut im Kampf gegen die Klimakrise. Dafür werde ich diese Woche in New York in Gesprächen mit anderen Staatsoberhäuptern und hochrangigen UN-Vertretern werben", sagte Van der Bellen vor seiner Abreise.

Er landete am Dienstagnachmittag (Ortszeit) auf dem John F. Kennedy Flughafen in New York. Am Donnerstag wird er bei einer hochrangigen UN-Klimaschutzkonferenz vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen sprechen. Dabei will der Bundespräsident den Diplomaten auch mit den Worten junger Österreicher ins Gewissen reden. In seiner Rede will Van der Bellen aus einem Brief der "Fridays For Future" zitieren. Angeführt von der 16-jährigen schwedischen Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg streiken mittlerweile jeden Freitag weltweite Hundertausende Schüler den Unterricht, um für einen verbesserten Klimaschutz zu demonstrieren.

"Zukunft in die Hand nehmen"

Unter dem Motto "Die Zukunft in die Hand nehmen", nahmen am 15. März in Wien über 10.000, in ganz Österreich mehr als 20.000 Schülerinnen und Schüler an den Protesten teil. Van der Bellen hatte die jungen Organisatoren daraufhin in der Wiener Hofburg zu einem Gespräch empfangen und sie aufgefordert, ihm einen Brief für die UNO-Generalversammlung mitzugeben.

Das Treffen im UNO-Hauptquartier am East River gilt als wichtiger Schritt zur konkreten Umsetzung des historischen Pariser Klimaübereinkommens von 2015 und soll den großen UNO-Klimagipfel im September in New York vorbereiten. Das Jahr 2019 gilt als entscheidendes Jahr für den Klimaschutz. Die internationale Staatengemeinschaft ist dazu aufgerufen, bis Jahresende ihre Klimaziele nachzuschärfen.

"Die Erderhitzung gefährdet Wohlstand und Frieden. Auf dem ganzen Planeten spüren wir bereits die Auswirkungen der Erderhitzung, auch in Österreich: Ernteausfälle, Unwetterkatastrophen, schwere Schäden in der Forstwirtschaft, Tropennächte in den Städten und schmelzende Gletscher sind Vorboten von weitaus dramatischeren Auswirkungen, die noch kommen, wenn wir nichts tun. Wir sind wahrscheinlich die letzte Generation, in deren Händen es liegt, die schlimmsten Auswirkungen der Klimaerhitzung zu verhindern", sagte Van der Bellen vor seiner Abreise nach New York.

"Climate Kirtag"

Am Mittwoch wird er dort UN-Generalsekretär António Guterres zu einem Gespräch über den Klimaschutz treffen. Außerdem wird sich Van der Bellen mit Michael Bloomberg, dem ehemaligen Bürgermeister von New York, treffen. Obwohl US-Präsident Donald Trump (Republikaner) aus dem UN-Klimavertrag von Paris ausgestiegen ist, machen viele aktive und ehemalige Politiker wie Milliardär Bloomberg und Kaliforniens ehemaliger Gouverneur Arnold Schwarzenegger sich auch in den USA für einen ambitionierten Klimaschutz stark.

Neben Guterres und Bloomberg wird Van der Bellen in New York auch Javier Manzanares, den Exekutivdirektor des Green Climate Funds, treffen. Der Fonds stellt Geld für Projekte zur Minderung von Treibhausgasemissionen und Anpassungen an den Klimawandel in Entwicklungsländern zur Verfügung. Geplant ist außerdem ein Treffen mit János Áder, dem Präsidenten Ungarns, und Luis Alfonso de Alba, dem Sondergesandten für den UN-Klimagipfel im September.

Mit seiner Reise nach New York setzt Van der Bellen seine internationale Initiative für mehr Klimaschutz fort. Dabei ist der Treibhausgas-Ausstoß in Österreich laut dem aktuellen Emissionsbericht das dritte Mal in Folge gestiegen. Auch deshalb ist Österreich bei einer von Umweltschutzorganisationen erstellten Rangliste bei seinen Bemühungen um den Klimaschutz zuletzt auf Platz 36 abgerutscht. Im vergangenen Jahr belegte Österreich noch Platz 35 unter den 56 beurteilten Einzelstaaten und der EU, die gemeinsam für mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind.

Bereits bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen im polnischen Katowice hatte sich Van der Bellen im vergangenen Dezember für mehr Tempo beim Klimaschutz ausgesprochen. Dafür hatte er auf der Bühne Unterstützung von "seinem Freund" Arnold Schwarzenegger erhalten. Schwarzenegger hatte damals betont, dass viele Menschen in den USA trotz eines "meschuggenen Anführers" am Klimaschutz festhalten wollten.

Spätestens Ende Mai wird Van der Bellen seinen Mitstreiter im Kampf für mehr Klimaschutz wiedersehen. Am 28. Mai tritt der "Terminator" bei der von ihm gegründeten Klimaschutzkonferenz R20 Austrian World Summit in Wien auf. Zur Konferenz in der Hochburg werden 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - darunter unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Umweltministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) - erwartet.

"Präsident for Future"

Zusätzlich zum hochrangigen Gipfel wird es auf dem Wiener Heldenplatz auch einen "Climate Kirtag" mit Musik und Informationszelten zum Thema Klimaschutz geben. Und hier könnte ein sechzehnjähriges Mädchen Schwarzenegger die Show stehlen. Per Twitter hatte der ehemalige Mister Universe die Klimaaktivistin Greta Thunberg, die Gründerin der "Fridays for Future"-Bewegung, zur Konferenz eingeladen. Thunberg hatte umgehend mit "Zähl auf mich. Hasta la vista baby!" geantwortet.

Beim Treffen mit den österreichischen "Fridays for Future"-Organisatoren hatte Van der Bellen gesagt: "Bei den Klimazielen für 2050 bin ich 106 Jahre alt, das werde ich wahrscheinlich nicht mehr erleben, Sie aber schon." Die Organisatoren boten dem
75-Jährigen darauf an, sich als international erster "Präsident For Future" der Bewegung anzuschließen.

Van der Bellen soll am Freitagmorgen wieder in Wien landen. Kurz darauf - um 11.55 Uhr oder fünf vor zwölf - werden wohl wieder österreichische Schüler auf die Straße gehen und fordern, dass Van der Bellens Rede vor der UN-Vollversammlung schon bald Taten folgen werden.