Christchurch/Wien. (afp/red) Der australische Rechtsextremist Brenton T., der für die tödlichen Anschläge im neuseeländischen Christchurch verantwortlich gemacht wird, ist am Dienstag angeklagt worden. T. hatte am 15. März zwei Moscheen in der Stadt gestürmt und das Feuer auf die Gläubigen eröffnet. 51 Menschen wurden dabei getötet. Neben der Terroranklage und des Mordes in 51 Fällen muss sich T. wegen versuchten Mordes in 40 Fällen verantworten.

Kurz nach dem Attentat wurde bekannt, dass T. dem Chef der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreich, Martin Sellner, 1500 Euro gespendet hatte. "Danke dir Brenton, ich möchte dir persönlich für deine unglaubliche Spende danken. Das hier ist meine persönliche E-Mail-Adresse - kontaktiere mich jederzeit, wenn du willst", schrieb Sellner daraufhin an T. Gegenseitig luden sich die beiden Rechtsextremen auf einen Kaffee oder ein Bier ein, falls der sich eine im Land des anderen aufhalten sollte.

Laut den heimischen Ermittlern sei nicht ausgeschlossen, dass es ein persönliches Treffen der beiden gegeben haben könnte. Im Herbst vergangenen Jahres, wenige Monate vor dem Anschlag, reiste T. durch Europa. Dabei macht er auch in Österreich Station, besichtigte Orte und Städte in mehreren Bundesländern.

Die Staatsanwaltschaft bezeichnet Sellner als "dringend tatverdächtig, Mitglied eines bis dato nicht näher verifizierbaren international agierenden rechtsextremen Netzwerks zu sein". Sellner bestreitet die Vorwürfe. Er habe T. nicht persönlich gekannt. Laut Recherchen von ORF von "Standard" habe er jedoch seine Online-Konversation mit T. gelöscht, bevor eine Hausdurchsuchung bei Sellner vorgenommen wurde.

Durch die Verbindung zwischen Sellner und T. gerieten die Kontakte zwischen den Identitären und der FPÖ in den Fokus des öffentlichen Interesses. Im April tauchte eine angebliche Mitgliederliste der Identitären auf. Zu deren Unterstützern soll der Grazer FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl zählen, der den Identitären auch Räume vermietet hatte. Ein Salzburger Landespolitiker und der Büroleiter eines oberösterreichischen Spitzenpolitikers finden sich ebenfalls auf der Liste.

Kampf gegen Hass im Netz

Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache sympathisierte 2016 via Facebook mit den Identitären. Strache verwendete noch vor knapp einem Monat das Wort "Bevölkerungsaustausch" - von dem die Identitären sprechen und den der Massenmörder von Christchurch zur Rechtfertigung seiner Verbrechen verwendet hat.

T. übertrug damals seine Verbrechen über Facebook zu großen Teilen live ins Internet. Entsprechende Clips wurden millionenfach mitgeschnitten und weiterverbreitet. Im Kampf gegen Terrorvideos im Netz schmiedeten daraufhin die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein internationales Bündnis. Macron lud vergangene Woche zu einem Gipfel, bei dem Staaten und Technologiekonzerne vertreten waren. "Wir müssen jedoch wissen, wie Algorithmen unsere Gesellschaften beeinflussen können", so Ardern.

Neuseeland hatte nach dem Anschlag auch an anderer Stelle gehandelt. Sturmgewehre und halbautomatische Waffen wurden verboten.