Im Sudan wurde unter dem im April gestürzten Diktator Omar al Bashir die Einheiten des gefürchteten General Mohamed Daglo, alias Hametti, als Grenzschützer beauftragt. Er kommandiert die gefürchtete RSF (Schnelle Unterstützungstruppe), die nun auch für die Niederschlagung der Massenproteste in Sudans Hauptstadt Khartum verantwortlich gemacht wird. Sudan-Experten sagen sogar, dass die EU-Migrationspolitik den General im Khartum zusätzlich stark gemacht habe. Er gilt in Zusammenhang mit dem Völkermord in der sudanesischen Bürgerkriegsregion Darfur, aus welcher er stammt, als mutmaßlicher Kriegsverbrecher.

"Die Sudanesen nehmen Eritreer fest und deportieren sie. Einfach nur, weil sie der EU zeigen wollen, dass sie etwas tun", so Gerrima von "Africa Monitors" mit Sitz in Uganda. "Dabei wissen sie ganz genau, dass es für die Eritreer nicht sicher ist, zurückzukehren. Sie schicken sie in den Tod."

Aus europäischer Sicht hat die Zusammenarbeit mit dem Sudan offenbar funktioniert. So meldet das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seit der Grenzöffnung Eritreas im September deutlich weniger eritreische Asylsuchende in Deutschland als in den Jahren zuvor. Damals hatten jährlich rund 11.000 Eritreer in Deutschland Asyl beantragt. Bereits im Jahr 2018 war es nur noch die Hälfte. In Europa keimt daher die Hoffnung auf, dass nach dem Friedensschluss die Flüchtlingszahlen aus Eritrea deutlich sinken.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich habe sich die Zahl der Geflüchteten aus Eritrea nach der Wende sogar verdoppelt, so Gerrima von "Africa Monitors". Seiner Recherche nach sind seit der Grenzöffnung bis zu 200.000 Eritreer allein in Uganda angekommen. Wie Philippos werden sie von eritreischen oder äthiopischen Schleusern nicht mehr nach Norden in Richtung Europa, sondern gen Süden nach Uganda geschleppt. 1500 Dollar habe er für die Busfahrt über Kenia nach Uganda den Schleusern zahlen müssen, so Philippos. Das kleine Land in Ostafrika hat eine der liberalsten Flüchtlingspolitiken weltweit. Über eine Million Menschen leben dort in den größten Lagern des Kontinents.

Vorsprache für einen Asylantrag erst im Jahr 2021

In Kampala habe er im Oktober einen Asylantrag gestellt, berichtet Philippos. Doch mit der Bearbeitung der zahlreichen Asylanträge kommt Ugandas Regierung kaum hinterher. Besonders die komplizierte Einzelfallprüfung der Eritreer dauert Jahre. Er habe erst für das Jahr 2021 einen Termin zur Vorsprache bekommen. "Doch so lange will ich nicht warten", sagt er. "Ich habe wohl keine andere Wahl." Er müsse sich andere Wege suchen.

Diese anderen Wege haben die Schlepperbanden schon ausgekundschaftet. Eritreische Schlepper, die vorher im Sudan und in Libyen tätig waren, haben sich ebenfalls nach Uganda verlagert. Aufgrund der immensen Korruption in Ugandas Immigrationsbehörden lassen sich hier einfach Pässe besorgen. Von Uganda aus kann man visafrei in die Nachbarländer reisen oder auch in das befreundete Malaysia. Von dort aus werden dann über die weltweit aktiven eritreischen Schleppernetzwerke Visa für Südamerika beschafft.