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Tausende protestieren in Hongkong nach Schuss auf Demonstranten

Von WZ Online

Politik

Die Proteste gegen die 70-Jahr-Feier in Peking sind eskaliert.


Hongkong. Einen Tag nach den gewaltsamen Protesten in Hongkong mit einem durch einen Polizeischuss verletzten Demonstranten sind erneut tausende Menschen auf die Straße gegangen. Schüler, Studenten und Büroangestellte zogen am Mittwoch trotz eines Demonstrationsverbots durch das Zentrum der chinesischen Sonderverwaltungszone.

Stunden zuvor hatten hunderte junge Menschen an einem Sitzstreik an der Schule des durch den Polizeischuss verletzten 18-Jährigen teilgenommen.

Die Protestaktion begann mit einer Kundgebung in einem Park, anschließend zogen die Demonstranten unter regierungs- und polizeikritischen Protestrufen durch das Geschäftsviertel der Finanzmetropole.

Die Hongkonger seien es satt, sich "nur mit ächtenden Worten gegen tödliche Kugeln und Gewehre" zur Wehr setzen zu können, sagte ein maskierter Demonstrant vor Journalisten.

Am Dienstag waren die seit fast vier Monaten andauernden Proteste eskaliert. Bei einer Demonstration parallel zum 70. Jahrestag der Volksrepublik China wurde dem 18-jährigen Schüler von einem Polizisten in die Brust geschossen. Der Polizist, der den Schuss abfeuerte, gab an, in Notwehr gehandelt zu haben. Videoaufnahmen zeigen, dass Tsang den Polizisten zuvor mit einer Eisenstange angreifen wollte. Der Schüler wurde lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus gebracht, nach Behördenangaben soll sich sein Zustand inzwischen stabilisiert haben.

Die Polizei gab an, Beamte hätten insgesamt fünf Warnschüsse abgegeben. Laut Krankenhausangaben wurden mindestens 70 Menschen verletzt. Nach Polizeiangaben erlitten auch 25 Polizisten Verletzungen. Demonstranten waren mit Regenschirmen und Eisenstangen auf Polizisten losgegangen. Einige Polizisten und Journalisten wurden zudem durch Säure verletzt. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben rund 160 Menschen fest.

Schwarzer Rauch

Die Zusammenstöße hielten mehrere Stunden an. Weil Demonstranten Barrikaden abbrannten, zog schwarzer Rauch durch die Stadt. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam nahm unterdessen in Peking an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Volksrepublik China teil.

In Hongkong gibt es seit fast vier Monaten Massenproteste gegen die wachsende Einflussnahme der Regierung in Peking und die Beschneidung der Bürgerrechte. Die Proteste hatten sich anfänglich gegen ein geplantes Gesetz gerichtet, das Überstellungen von Verdächtigen an Festland-China vorsah. Mittlerweile richten sich die Proteste aber generell gegen die prochinesische Führung in Hongkong und die Einschränkung der Demokratie. (apa, afp)