UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat am Freitag in Istanbul den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan getroffen. Dabei sprachen die beiden über Erdogans Pläne, Millionen derzeit in der Türkei lebende syrische Flüchtlinge in
eroberten Gebieten im Norden Syriens anzusiedeln. Guterres sagte, für die UNO sei es entscheidend, dass eine Rückkehr der Flüchtlinge "freiwillig, sicher und in Würde" geschehen müsse. Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) werde ein Expertenteam mit der Prüfung der Pläne betrauen und Verhandlungen darüber mit den türkischen Behörden führen.
Die Türkei hatte am 9. Oktober in Nordsyrien eine vielfach als völkerrechtswidrig kritisierte Militäroffensive gegen die syrische Kurdenmiliz YPG begonnen, nachdem die USA ihre Truppen aus dem Gebiet abgezogen hatten. Sie kontrolliert nunmehr ein Gebiet von 120 Kilometern Länge und etwa 30 Kilometern Breite auf syrischer Seite, in dem sie bis zu zwei Millionen der derzeit rund 3,6 Millionen in der Türkei lebenden syrischen Flüchtlinge ansiedeln will.
Erdogan versicherte immer wieder, dies werde "freiwillig" geschehen. Amnesty International wirft der Türkei hingegen vor, bereits Hunderte Flüchtlinge illegal nach Syrien abgeschoben zu haben. Die befragten Flüchtlinge gaben laut Amnesty an, dass sie von türkischen Polizisten geschlagen und bedroht worden seien. Sie hätten überdies Dokumente unterschreiben müssen, die eine angeblich freiwillige Rückkehr belegen sollten.
Die EU zahlt der Türkei Milliardenbeträge zur Versorgung der syrischen Flüchtlinge; eine mögliche Ansiedlung der Menschen in Nordsyrien ist in dem EU-Türkei-Abkommen von 2016 nicht vorgesehen.