Das Feld lichtet sich, und es wird mit jedem Monat weißer. Mit Kamala Harris Aufgabe hat der Pulk der Präsidentschaftskandidaten der Demokraten die einzige Afro-Amerikanerin verloren, die sich um die Nachfolge von Donald Trump bewerben wollte. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe ihrer Kandidatur im Jänner noch als eine der Favoriten auf die Nominierung gehandelt, folgte ein stetiger Absturz in den Umfragen. Akuter Geldmangel, gepaart mit dem in den vergangenen Wochen immer offener zutage getretenen Missmanagement ihrer von ihrer Schwester Maya geleiteten Kampagne, ließ die 55-Jährige das Handtuch zu werfen. Als Konsequenz daraus fand die sechste Fernsehdebatte der demokratischen Kandidaten, die für die Senatorin aus Kalifornien ein Heimspiel hätte werden sollen - Austragungsort war Los Angeles -, nunmehr ohne sie statt.
Um sicherzustellen, dass sich für die letzte Debatte des Jahres nur Kandidaten qualifizierten, die auch wirklich Chancen auf die Nominierung haben, zog das Democratic National Committee diesmal quasi die Daumenschrauben an. Um einen Platz auf der Bühne zu bekommen, musste jeder Bewerber nachweisen, dass er 200.000 verschiedene Spender mobilisieren kann und laut qualifizierten Umfragen in mindestens zwei der ersten vier Bundesstaaten, die Vorwahlen abhalten (Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina), über der 6-Prozent-Marke liegt; oder, alternativ, ebendort und bundesweit die 4-Prozent-Hürde zu überspringen vermag.
Geschafft haben das bisher nur knapp mehr als eine Handvoll weiße, mit Ausnahme von Pete Buttigieg, dem 37-jährigen Bürgermeister von South Bend, Indiana, durchwegs ältere Männer und Frauen: Joe Biden, Ex-Vizepräsident (77); Bernie Sanders, Senator von Vermont (78); Elizabeth Warren, Senatorin von Massachusetts (70); und Amy Klobuchar, Gouverneurin von Minnesota (59). Zu ihnen gesellt sich ein mit 62 Jahren auch nicht mehr ganz taufrischer Kandidat, der noch nie zuvor ein politisches Amt ausgeübt hat: Tom Steyer, mit klassischem Banking, Investment Banking und Private Equity Management zu Milliarden gekommener New Yorker, der als Großspender der Partei aufgefallen war.
Michael Bloomberg setzt auf den ersten "Super Tuesday"
Derweil richtet sich die Hauptaufmerksamkeit der Medien auf einen weiteren alten weißen Mann. Einen, der über ein Reinvermögen verfügt, das alle anderen Kandidaten zusammengenommen nicht auf sich vereinigen können. Seit Michael Bloomberg (77), Gründer und Eigentümer des gleichnamigen Medienkonzerns und Ex-Bürgermeister von New York (2002 bis 2013), bekanntgegeben hat, als Demokrat gegen Trump antreten zu wollen, stehen zwei Fragen über allem: Kann man sich den Stuhl hinter dem Schreibtisch des Oval Office offen erkaufen, wenn man nur genug Geld hat? Und: Wo ist das sagenumwobene Buch, in dem geschrieben steht, dass im Jahr 2019 Milliardäre unter allen Umständen Präsidentschaftskandidaten werden müssen? Bei allem seit der Wahl Trumps nur scheinbar angebrachtem Zynismus - entgegen seiner Beteuerungen bezahlte der 71-jährige Ex-Reality-TV-Star nur einen Bruchteil seiner Wahlkampfausgaben selbst - beschäftigen die Antworten darauf die US-Öffentlichkeit heute mehr denn je zuvor.