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Grausige Szenen erinnern an das vergangene Jahrhundert

Politik
Demonstranten verlangen die Untersuchung des Todes von Robert Fuller. An Suizid glauben nur wenige.
© reuters/Chiu

In Kalifornien wurden zwei Afroamerikaner tot aufgefunden. Beide hingen von Bäumen. Während die Polizei die Todesfälle zuerst als Suizid abtun wollte, werden die Umstände nun nochmals untersucht. Angehörige glauben jedenfalls nicht an die Selbsttötung.


Ende des 19.Jahrhunderts, nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, versuchte man, Nord- und Südstaaten wieder miteinander zu versöhnen und die Gesetzgebung anzugleichen. Die Sklaverei war seitdem offiziell in allen Bundesstaaten abgeschafft. Genau zu jener Zeit kam vermehrt die barbarische Praxis der Lynchmorde in den USA auf. Dabei wurden vor allem Afroamerikaner im Süden der USA von einem Mob ermordet und an Bäumen aufgeknüpft. An diese grausigen Ritualmorde erinnert etwa das bekannte Lied "Strange Fruits", das von Blut an den Blättern singt, und von eigenartigen Früchten, die von den Bäumen hängen.

Und nun, mitten in den derzeitigen Unruhen in den USA anlässlich der Polizeigewalt an Schwarzen, wurden wieder zwei Afroamerikaner gefunden, die von Bäumen hingen.

Beide Todesfälle ereigneten sich im südlichen Teil von Kalifornien, 80 Kilometer und 10 Tage voneinander getrennt. Einer der Toten wurde vergangene Woche in einem Park in der Nähe des Rathauses von Palmdale City gefunden.

Zuerst erklärte die jeweilige Polizei (für beide Tote waren unterschiedliche Bezirke zuständig), dass es sich in beiden Fällen um Suizide gehandelt habe. Das wollten aber weder die Angehörigen noch die lokale Bevölkerung gelten lassen.

Keine Hilfsmittel am Tatort

"Es gab keinen umgefallenen Stuhl oder Ähnliches an den Tatorten", räumte sogar Polizeichef Kent Wegener ein. Man fand auch keine Leiter oder keinen Hocker für einen möglichen Selbstmord.

Und, wie es eine Demonstrantin formulierte: Ein aufgeknüpfter Körper unweit des Rathauses -in diesem Fall ist es zumindest schwer, die Tat nicht als eine Art von "Botschaft" zu sehen. Der 24-jährige Robert Fuller, der vergangene Woche dort gefunden wurde, war jedenfalls laut seiner Schwester ganz und gar nicht depressiv.

Keine zwei Wochen davor war ein weiterer Afroamerikaner, Malcolm Harsch, nahe Palmdale erhängt aufgefunden worden. Auch die Familie des 38-Jährigen äußerte Zweifel an einem Suizid.

Aufgrund des Drucks der Bevölkerung erklärten die Behörden nun Anfang der Woche, man werde noch einmal die Fälle untersuchen. Sogar das FBI wurde aktiviert, um die Polizeiarbeit in den beiden Bezirken zu überwachen.

Der Bezirkssheriff von Los Angeles, Alex Villenueva, erklärte vor der Presse, dass sein Büro mit Anrufen und Emails bestürmt wurde, nachdem der Tod von Fuller als Suizid qualifiziert worden war. Auch in den Sozialen Medien wuchs der Druck (#JusticeForRobertFuller). Der zuständige Pathologe Jonathan Lucas wies darauf hin, dass man von Suiziden ausgegangen wäre, weil es keinen Hinweis auf Einfluss von außen gegeben hätte. Aber auch Lucas erklärte nun, es wäre sinnvoll, diese Fälle noch einmal tiefer zu untersuchen. (wak)