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Wie ausgerechnet Fox News Trump zur Weißglut brachte

Von Walter Hämmerle

Politik

US-Botschafter Trevor Traina über mögliche Folgen der Wahlen und die Stimmungslage im Weißen Haus.


Wien/Washington. In den vergangenen drei Nächten hat Österreichs US-Botschafter Trevor Traina kaum geschlafen: Erst der Terroranschlag - ein solcher versetzt immer auch die US-Vertretung in Alarm - und jetzt die Hängepartie, wer die kommenden vier Jahre im Weißen Haus residiert: Donald Trump oder Joe Biden.

Dass ein offizielles Wahlergebnis weiter auf sich warten lässt, ist für Traina bedauerlich: "Überall in den USA war der Druck zu spüren, sich bei dieser Wahl als demokratisches Vorbild der Welt zu präsentieren", sagt der US-Botschafter am Donnerstag in einem Videogespräch mit Journalisten. Wegen den Verzögerungen aufgrund der Menge an Wählern und Wahlkarten sei dies jedoch nicht wie erhofft gelungen.

Hat Traina selbst Hinweise auf Unregelmäßigkeiten oder gar Wahlbetrug, wie dies Trump noch in der Wahlnacht via Twitter und in Reden behauptet? Nicht wirklich, antwortet der Botschafter, um dann die Weltsicht und Gefühlslage zu beschreiben, die Trump zu dieser - höchst umstrittenen und bisher grundlosen - Behauptung veranlasst habe.

Trump sehe sich einem "Deep State" gegenüber, der alles daransetze, ihn auszuschalten und zu besiegen. Dazu zähle der Präsident neben den Demokraten und den etablierten Medien mittlerweile auch die großen Digitalkonzerne wie Twitter und Facebook, die zuletzt Äußerungen des Präsidenten auf ihren Plattformen als fragwürdig kennzeichneten. Auch dass Hinweise auf eine angebliche Verstrickung Joe Bidens in die Ukraine-Geschäfte seines Sohnes Hunter von den Medien nicht aufgegriffen worden seien, verstehe Trump als Teil der Kampagne, ihn aus dem Amt zu drängen.

In der Wahlnacht habe aus Sicht Trumps deshalb vor allem die vorzeitige Ausrufung von Biden als Wahlsieger im umkämpften Bundesstaat Arizona durch das eigentlich strikt Trump-treue "Fox News" und die Nachrichtenagentur AP dazu geführt, dass das anfängliche Momentum für die Republikaner verloren gegangen ist. Tatsächlich ist der Grund für die anfänglich deutliche Führung Trumps in etlichen umkämpften Staaten der Umstand, dass zum damaligen Zeitpunkt noch keine oder nur wenige Wahlkarten ausgezählt waren, die vor allem den Demokraten zugutekommen.

Dass die Digital-Konzerne gegen Äußerungen von Trump und anderen Konservativen vorgehen, werde, davon ist Traina überzeugt, mittelfristig zu negativen Konsequenzen für die Digitalbranche führen. Auch die enormen Dollar-Summen, die vor allem aufseiten der Demokraten gegen Trump mobilisiert wurden, werde die Natur von US-Wahlen dauerhaft verändern.

Mit Unruhen rechnet der Botschafter nicht: Egal, wer am Ende gewinne, es werde einige Unzufriedene geben. Für Traina ist entscheidend, dass es im Falle von Unklarheiten bei Wahlen etablierte Prozesse und Strukturen gebe, um damit umzugehen.

Keine Prognose wagt der Botschafter mit Blick auf die Zukunft der Republikaner im Falle einer Niederlage Trumps. Mit Außenminister Mike Pompeo und Tochter Ivanka Trump gebe es zwei aus dem Umfeld des Präsidenten, die als künftige Präsidentschaftskandidaten genannt werden. Dem Präsidenten sei es gelungen, viele weiße "Blue Collar"-Arbeiter an die Republikaner zu binden, das werde wohl bleiben. Ob es Biden im Falle eines Sieges gelinge, mit dem voraussichtlich erneut von den Republikanern dominierten Senat zu kooperieren, bleibe abzuwarten. Wünschenswert sei dies auf jeden Fall.