Zwar gibt es immer wieder Rückschläge, aber der Trend zu immer mehr Frauen an den Schalthebeln der Macht zeichnet sich ab. Aktuell sind in rund zehn Prozent der Länder weltweit Frauen an der Spitze der Politik entweder als Regierungschefin oder Präsidentin. Österreich hatte von Mai 2019 bis Jänner 2020 mit Brigitte Bierlein erstmals eine Bundeskanzlerin.
In Deutschland fragt sich unterdessen so manches Kind, ob auch Männer "Bundeskanzlerin" werden dürfen. Schließlich lenkt Angela Merkel bereits seit dem Jahr 2005 die Geschicke des größten EU-Staates. Merkel spielte damals die Rolle der Eisbrecherin, saß sie doch zu Beginn als einzige Frau am Tisch der Mächtigen in der Europäischen Union. Das ist aber auf absehbare Zeit vorbei. Für Merkels Nachfolge sind ausschließlich Männer im Gespräch.
Fünf EU-Staaten werden von Frauen regiert
Aktuell werden fünf EU-Staaten von Frauen regiert: Dänemark (Mette Fredriksen), Deutschland (Angela Merkel), Estland (Kaja Kallas), Finnland (Sanna Marin) und Litauen (Ingrida Simonyte). Außerdem ist seit Dezember 2019 mit Ursula von der Leyen erstmals eine EU-Kommissionspräsidentin bei den EU-Gipfeln dabei. Das Nicht-EU-Land Norwegen hat seit 2013 die konservative Politikerin
Erna Solberg als Ministerpräsidentin, in Island regiert seit Dezember
2017 Katrin Jakobsdottir, im EU-Beitrittsland Serbien seit Juni 2017 Ana
Brnabic.
Nur repräsentative Befugnisse haben die Präsidentinnen von Estland und der Slowakei, Kersti Kaljulaid und Zuzana Caputova. In Griechenland wurde 2020 erstmals eine Frau, die bisherige Gerichtspräsidentin Ekaterini Sakellaropoulou, zur Staatspräsidentin. Nach dem Rücktritt des kosovarischen Präsidenten Hashim Thaci übernahm Parlamentspräsidentin Vjosa Osmani interimistisch das Amt. In der Republik Moldau amtiert die proeuropäische Staatspräsidentin Maia Sandu.
"Außer Konkurrenz", weil durch Erbfolge bestimmt, laufen das britische Staatsoberhaupt, Elizabeth II. sowie die dänische Königin Margrethe II.
Außerhalb Europas amtieren derzeit in Neuseeland (Jacinda Ardern), Namibia (Saara Kuungogelwa-Amadhila), Bangladesch (Sheikh Hasina) und Barbados (Mia Mottley) Ministerpräsidentinnen. In Myanmar ist Friedensnobelpreistägerin Aung San Suu Kyi als De-Facto-Regierungschefin unlängst vom Militär abgesetzt worden. Im Vorjahr übernahm Rose Christiane Ossouka Raponda das Amt der Premierministerin in Gabun und Victoire Tomegah Dogbé im Togo.
Präsidentinnen haben derzeit Äthiopien (Sahle-Work Zewde), Georgien (Salome Surabischwili), Nepal (Bidhya Devi Bhandari), Singapur (Halimah Jacob) und Taiwan (Tsai Ing-wen) sowie die Inselstaaten Marshall-Inseln (Hilda Heine) und Trinidad und Tobago (Paula Mae Weekes). (apa)