Einige Mopedfahrer in Vietnam trugen schon eine Maske, als die Welt noch gar nicht ahnte, dass sie so etwas wie eine Corona-Pandemie einmal erleben würde. Der Grund dafür war damals auch viel weniger, dass die Vietnamesen Sorge vor Ansteckung gehabt hätten, als vielmehr, dass sie sich vor Schmutz und Staub des Straßenverkehrs schützen wollten. Mittlerweile ist es so, dass eigentlich niemand mehr ohne Maske auf den Mopeds, die nach wie vor für viele Vietnamesen der einzige und wichtigste fahrbare Untersatz sind, zu sehen ist. Und der Grund dafür ist Corona.
Zumal in Vietnam nun offenbar eine hochansteckende Variante entdeckt wurde, die auch international die Alarmglocken schrillen lässt: Diese weise sowohl Eigenschaften der bisher bekannten britischen als auch der indischen Form auf, berichteten die Staatsmedien in dem von der Kommunitischen Partei beherrschten Land. Diese Version des Virus sei leicht übertragbar, vor allem über die Luft, und deshalb besonders gefährlich.
Vietnam und Malaysia sperren wieder zu
Vietnam reagiert nun mit rigorosen Maßnahmen: Nachdem in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, die internationalen Flüge bereits ausgesetzt sind, dürfen internationale Fluglinien ab Dienstag auch nicht mehr die Hauptstadt Hanoi anfliegen. In Ho-Chi-Minh-Stadt, das nun besonders stark von neuen Fällen betroffen ist, gelten seit Montag wieder verschärfte Kontaktbeschränkungen. Darüber hinaus kündigte Stadtoberhaupt Nguyen Than Phong nun eine Testoffensive an, bei der man vor allem Risikopatienten im Auge behalten will.
Vietnam ist es bisher - vor allem durch rigorose Isolationsmaßnahmen bei Infektionen und auch Verdachtsfällen - gelungen, recht unbeschadet durch die Corona-Krise zu kommen. Und die Zahlen sind noch immer extrem niedrig: So gab es auch zuletzt nicht mehr als ein paar hundert Fälle am Tag und die Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag lediglich bei 2,69 Fällen. Zum Vergleich: In Österreich lag dieser Wert für die vergangenen sieben Tagen zuletzt bei 38,3. Aber mit der neuen Virus-Variante zeigt die Kurve in Vietnam plötzlich steil nach oben, und deshalb wachsen nun plötzlich derart die Sorgen.
Vietnam ist damit kein Einzelfall. In vielen Ländern in Südostasien steigen die Zahlen, und das teilweise rasant.
In Thailand und Kambodscha haben sich die Zahlen innerhalb eines Monats fast verdoppelt. Thailand hatte zuletzt eine Inzidenz von 52,56 und Kambodscha eine von 35,72 pro 100.000 Einwohner. Wobei aber etwa in Österreich viermal so viele Tests durchgeführt werden wie in den bisher genanten südostasiatischen Ländern - weshalb man vermuten kann, dass die Dunkelziffer dort noch höher liegt.
Eines der größten Sorgenkinder ist im Moment Malaysia. Mit mehr als 7.000 täglichen Neuinfektionen kommt das Land mittlerweile auf eine Inzidenz von 235 je 100.000 Einwohner. Die dortige Regierung zieht nun die Notbremse: Ab Dienstag tritt ein "totaler Lockdown" in Kraft - wobei allerdings einige Fabriken mit reduzierter Kapazität weiter produzieren können.
Die Gründe, warum die Zahlen nun plötzlich so in die Höhe gehen, sind regional verschieden und sind teilweise auch noch unklar. Klar ist aber, dass die Ansteckungen in einer Region, in der oft viele Personen sich enge Wohnungen teilen, schnell steigen, wenn das Virus einmal außer Kontrolle geraten ist. Und klar ist auch, dass diese Staaten ein großes Problem haben, weil sie über viel zu wenig Impfstoff verfügen. So haben laut Daten der Johns Hopkins Universität in Malaysia gerade einmal 3,5 Prozent der Bevölkerung den vollen Impfschutz erhalten, in Vietnam sind es 0,03 Prozent.
Teilweise haben sich die Staaten weniger um Impfstoff gekümmert, teilweise haben sie ihn nicht erhalten. Denn auch in Südostasien gilt: Geimpft werden vor allem die Reichen. Der einzige Staat in der Region mit einer hohen Impfrate ist Singapur. Doch gerade die steigenden Fälle und die Mutationsgefahr in Südostasien würden laut Gesundheitsexperten zeigen, wie wichtig es wäre, auch in weniger wohlhabenden Ländern mehr zu impfen.