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Omikron-Welle rollt über New York

Politik

Krankenhauseinweisungen von Kindern steigen sprunghaft an. Lange Schlangen vor Testzentren.


Die Omikron-Welle hat die Oststaaten-Metropole New York mit voller Wucht erwischt: Die Fälle steigen sprunghaft an, die New Yorker Gesundheitsbehörden vermelden in erster Linie eine Zunahme der Krankenhauseinweisungen von Kindern. Es sei seit Anfang des Monats ein vierfacher Anstieg der Covid-19-Krankenhauseinweisungen bei Minderjährigen unter 18 Jahren festgestellt worden, teilten die Behörden mit. Ungefähr die Hälfte der Patienten sei jünger als fünf Jahre.

Der Big Apple mit seinen mehr als 8 Millionen Einwohnern war im Frühjahr 2020 ein Epizentrum der Pandemie gewesen, danach hatte sich das Infektionsgeschehen einigermaßen stabilisiert. Zuletzt lag die Inzidenz wieder deutlich über dem Wert von 1.000.

Hunderttausende Masken und Selbsttests werden verteilt, ein Drittel der Broadway-Shows mussten in den vergangenen Tagen Aufführungen absagen. Die legendäre Silvester-Party am weltberühmten Times Square wird mit 15.000 statt wie gewohnt 58.000 Gästen stattfinden - wenn sie nicht komplett abgesagt wird. Es haben dort nur Geimpfte Zutritt und es herrscht Maskenpflicht, Prüfungen an den Universitäten werden online absolviert. Überall ist Anspannung, aber auch eine Portion Fatalismus spürbar. Viele New Yorker sind der Ansicht, dass sie sich irgendwann zwangsläufig anstecken werden.

Zu wenige Tests verfügbar

In New York City ist Omikron längst dominant, die Mutation macht mittlerweile 92 Prozent aller Fälle aus. Die Ausbreitung erfolgt - wie auch in Österreich beobachtbar - rasant. In der Woche ab dem 4. Dezember lag der Anteil von Omikron an den Neuinfektionen in New York bei 2,4 Prozent. Eine Woche später waren es bereits 25 Prozent. Vor allem der rasante Anstieg der Infektionen bei Kindern wird aufmerksam beobachtet. Man mache die New Yorker auf die gestiegenen Hospitalisierungen aufmerksam, um Kinderärzte und Erziehungsberechtigte entsprechend zu sensibilisieren, so die Gesundheitskommissarin des Staates New York, Mary Bassett.

Von Horrorzahlen wie im Frühjahr 2020, als täglich bis zu 800 Menschen starben, ist New York derzeit glücklicherweise weit entfernt. Der Sieben-Tage-Schnitt liegt aktuell bei 19 Toten - aber auch das ist eine Verdopplung im Vergleich zum Monatsbeginn.

Die New Yorker Impfquote liegt bei 72 Prozent vollständig Immunisierten.

Die relativ hohe Anzahl an Immunisierten ist der Grund dafür, dass die Zahl der Todesopfer gering ist. Bürgermeister Bill de Blasio hat auch deshalb bisher keinen neuen Lockdown verhängt. Kontaktbeschränkungen stehen überall in den USA derzeit nicht zur Debatte.

Der prominente Immunologe und Präsidentenberater Anthony Fauci hat gerade deshalb schon vor Tagen alle Ungeimpften in den USA dazu aufgerufen, sich rasch immunisieren zu lassen. Auch US-Präsident Joe Biden flehte die Menschen nachgerade an, sich endlich den Stich zu holen.

Als Folge der Omikron-Welle bilden sich unterdessen in New York vor den Testzentren lange Schlangen. Musste man vor wenigen Wochen rund fünf Minuten warten, kann es jetzt passieren, dass man über eine Stunde ansteht. Immunologe Fauci hat bereits am Sonntag ein "Testproblem" eingeräumt, es seien nicht für alle die entsprechenden Kits verfügbar Das Problem, hieß es, solle demnächst behoben werden. Doch liegen die Nerven stellenweise blank. In Brooklyn ist es bei der Ausgabe von Gratis-Tests zu einem Handgemenge gekommen, die Polizei musste einschreiten.

Biden mobilisiert Armee

Jene New Yorker, die per Flugzeug in den Urlaub reisen wollten, waren zu Weihnachten massiv von Ausfällen betroffen. Weltweit fanden über die Feiertage 6.000 Flüge nicht statt, davon knapp 1.000 mit Ziel oder Start in den USA.

Ursache dafür ist laut Fluglinien einmal mehr die Omikron-Welle, die für eine hohe Zahl an Erkrankungen bei Piloten und Flugbegleitern sorgt. "Der landesweite Anstieg bei den Omikron-Fällen in dieser Woche hatte direkte Auswirkungen auf unsere Besatzungen und die Menschen, die unseren Betrieb aufrechterhalten", so die US-Fluggesellschaft United.

US-Präsident Joe Biden legt bei der Omikron-Bekämpfung den Schwerpunkt vor allem auf die Spitäler. So werden rund 1.000 Militärangehörige mobilisiert, um in den überlasteten Krankenhäusern auszuhelfen. Darunter Armee-Ärztinnen und -Ärzte, Pflegepersonal, Sanitäter und anderes medizinisches Militärpersonal.

Ab Jänner sollen eine halbe Milliarde kostenlose Corona-Selbsttests an die Menschen im Land geschickt werden, sie können online angefordert werden. Allerdings wollen sich Millionen Menschen nicht impfen lassen. Besonders verbreitet ist die Impfskepsis oder gar die Ablehnung von Impfungen bei Trump-Anhängern und bei konservativen Republikanern.(schmoe)