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In der Trump-Schleife

Von Klaus Huhold

Politik

Auch wenn manche Republikaner über die Trump-Kandidatur nicht glücklich sind - die Parteibasis hat er hinter sich.


Während seine engen Weggefährten ihm zujubelten, war bei den restlichen Republikanern die Reaktion auf Donald Trumps jüngsten Schritt eher zurückhaltend. Viele hochrangige Vertreter hüllten sich in beredtes Schweigen, nachdem der Ex-Präsident seine erneute Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 bekannt gegeben hat. Einige Repräsentanten der Grand Old Party machten gar deutlich, dass sie nicht glücklich über die Bewerbung sind. "Ich wünsche mir jemanden, der die Partei vereint", zitierte CNN etwa Mike Rounds, den Senator aus South Dakota. Und Mike Simpson, ein Kongressabgeordneter aus Idaho, meinte: "Ich persönlich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich denke, dass seine Politik gut war. Aber ich brauche nicht das ganze Drama, das damit einhergeht."

Doch auch wenn sich viele Repräsentanten in der Partei von Trump distanzieren, den wichtigsten Block hat er hinter sich: die Parteibasis. Bei ihr ist der frühere Reality-TV-Star nach wie vor äußerst beliebt - und sie entscheidet über den nächsten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Laut den aktuellen Umfragen würden knapp mehr als 50 Prozent der Basis bei internen Vorwahlen Trump die Stimme geben. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, der als schärfster Konkurrent von Trump gehandelt wird, wiewohl er sich zu einer Kandidatur noch bedeckt hält, könnte derzeit mit rund 21 Prozent der Stimmen rechnen.

Damit drohen die Republikaner in einer Art Trump-Schleife festzuhängen: Der 76-Jährige hat innerhalb der Partei so viele Unterstützer, dass er nur schwer aufzuhalten ist. Doch landesweit ist die Politik des Ex-Präsidenten und seiner Gefolgsleute vielen Wählern offenbar doch mittlerweile zu radikal.

Das zeigte sich bei den Zwischenwahlen zu Senat und Repräsentantenhaus, die vergangene Woche stattgefunden haben. Bei diesen hatten sich in der "America first"-Bewegung Republikaner versammelt, die wie Trump selbst dessen Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2020 leugnen. Einige von ihnen hatten sich auch als Leiter von Wahlbehörden, die ebenfalls von den Wählern neu bestimmt wurden, beworben. Doch der Großteil scheiterte, sodass nun in keinem der besonders umkämpften Swing States künftig der Wahlprozess in der Hand von Wahlleugnern sein wird. Auch bei den Wahlen zum Senat, wo die Demokraten ihre Mehrheit behielten, und im Repräsentantenhaus, wo die Republikaner voraussichtlich eine hauchdünne Mehrheit haben werden, haben die radikalsten Trump-Unterstützer oft verloren.

Selbsterhöhung und Erniedrigung des Gegners

Für Trump war das freilich wieder alles ganz anders. Die von ihm unterstützten Kandidaten hätten herausragende Erfolge gefeiert, doch würden das die Medien leugnen, verkündete er bei seiner Rede zur Präsidentschaftskandidatur auf seinem Luxusanwesen Mar-e-Largo. Dabei wurde auch deutlich, wie er seinen Wahlkampf anlegen wird: nämlich in klassicher Trump-Manier.

Die Rede war gekennzeichnet von einer Überhöhung der eigenen Präsidentschaft: China, Nordkorea und Russland respektierten die USA - "und nur so nebenbei, sie respektierten mich als Person". Die Welt war friedlich, und mit ihm als Präsidenten hätte es nie einen Ukraine-Krieg geben. Gleichzeitig prosperierten die USA und waren "auf dem Weg in ein goldenes Zeitalter".

Die Präsidentschaft von Joe Biden stellte Trump hingegen als das größtmögliche Desaster dar: International müssten die USA nun auf den Knien kriechen, würden gedemütigt und erniedrigt. Das Land werde von "irren Linken" regiert, die Wirtschaft gehe unter der hohen Inflation zugrunde. Um die USA wieder groß zu machen, verkünde er, Donald Trump, seine Kandidatur für die Präsidentschaft.

Damit droht den Republikanern ein harter Vorwahlkampf, der tiefe Gräben in der Partei aufzuwerfen droht. Denn wer nicht für Trump ist, wird von diesem zum Feind erklärt - das bekommen mögliche Gegenkandidaten wie Ron DeSantis oder der bei evangelikalen Wählern populäre Ex-Vizepräsident Mike Pence bereits zu spüren, die Trump schon verspottet. Gleichzeitig können sich die Republikaner nicht von Trump wegen dessen starker Verankerung in der Parteibasis lossagen.

Dieser präsentierte er sich abermals als Erlöser. Inwieweit das auch beim Rest der Wähler noch zieht, wird die entscheidende Frage für dir Zukunft der Republikaner und der USA sein. Vielleicht kann Trump noch einmal groß mobilisieren, vielleicht sind aber viele US-Amerikaner der Trump-Schliefe, also der ständigen Überhöhung der eigenen Person und der Erniedrigung des Gegners schon müde.