Es sind noch mehr als eineinhalb Jahre bis zur US-Präsidentschaftswahl. Doch Joe Bidens Rede zur Lage der Nation in der Nacht auf Mittwoch galt als inoffizieller Beginn des Wahlkampfs für die Abstimmung im November 2024. Im Vorfeld der "State of the Union" wurde erwartet, der 80-jährige Biden dürfte vor allem um Unterstützung seiner Partei der Demokraten werben. Viele Anhänger hegen alleine wegen Bidens Alter Zweifel an einer weiteren Amtszeit.

Frühere Präsidenten reichten die jährliche Rede einst schriftlich ein. Im Zeitalter von Massenmedien und sozialen Netzwerken ist sie eine der wichtigsten Möglichkeiten für einen US-Präsidenten, sich direkt an das Volk zu wenden. 2022 verfolgten 38,2 Millionen US-Bürger - mehr als ein Zehntel der Bevölkerung - die Rede live im Fernsehen.

Für Biden bietet sich damit eine Gelegenheit, die öffentliche Meinung etwa zum Streit über die Staatsverschuldung, den Ukraine-Krieg und den jüngsten Konflikt mit China über einen mutmaßlichen Spionageballon zu beeinflussen. Erwartet wurde, dass er wirtschaftliche Erfolge nach der Corona-Pandemie für sich beanspruchen wird.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr sieht sich der Demokrat allerdings mit einer deutlich veränderten politischen Landschaft in den USA konfrontiert. Seit der Kongresswahl halten die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus. Sie sind damit in der Lage, Gesetze der Demokraten zu blockieren, die in den USA gleichermaßen von beiden Kongress-Kammern verabschiedet werden müssen. Von größerem Interesse als sonst ist damit die Replik der Republikaner, die von der Gouverneurin des Bundesstaates Arkansas, Sarah Huckabee Sanders, vorgetragen wird.

Sie war Pressesprecherin unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Der Republikaner will im kommenden Jahr ebenfalls erneut antreten. Damit könnte es 2024 wieder zu einem Duell zwischen Biden und Trump kommen.