Eine "besondere Bekanntmachung" kündigte Nikki Haley für Mittwoch an. Spätestens dann war klar, dass die 51-Jährige Präsidentschaftskandidatin der US-Republikaner werden möchte. Eine kleine Überraschung gelang Haley noch: Sie erklärte ihre Kandidatur bereits am Dienstag in einem Video.
Haley ist damit die erste Kandidatin, die gegen den früheren Präsidenten Donald Trump ins Rennen geht. Er sagte bereits im vergangenen November, dass er nach einer Amtszeit von 2016 bis 2020 und der verlorenen Wahl gegen Joe Biden – die Trump bis heute als gefälscht ansieht – wieder ins Weiße Haus strebt. Ein langer und milliardenteurer Wahlkampf beginnt nun, erst parteiintern und im Herbst 2024 gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten.
Es sei an der Zeit für eine "neue Generation" von Führungskräften, erklärte Haley ihr Antreten. Dieser Satz ist ein Seitenhieb auf den 76-jährigen Trump und den 80-jährigen Präsidenten Joe Biden, der mit einer zweiten Amtszeit spekuliert. Haley will verhindern, dass es 2024 ein weiteres Duell zwischen den beiden betagten Rivalen geben könnte. "Ich denke nicht, dass man 80 Jahre alt sein muss, um ein Anführer in Washington zu sein", sagte sie auch kürzlich auf Fox News, dem bevorzugten TV-Nachrichtensender der Konservativen. "Ich denke, wir brauchen eine junge Generation, die wirklich damit beginnt, die Dinge in Ordnung zu bringen."
Neben ihrem Altersvorteil brachte Haley in ihrer Kandidatinnenrede Kritik am linken Flügel der Demokratischen Partei und außenpolitische Rivalitäten zur Sprache. "Manche Menschen schauen auf Amerika und sehen die Verwundbarkeit, die sozialistische Linke sieht eine Gelegenheit, die Geschichte neu zu schreiben", sagte Haley in dem Video. China und Russland seien auf dem Vormarsch und glaubten, dass die USA schikaniert und herumgeschubst werden könnten. Und Haley machte deutlich, dass es ihr nicht an Robustheit mangelt: "Und wenn du zurücktrittst, tut es ihnen mehr weh, wenn du Absätze trägst."
Kritik an Kapitol-Sturm
Mit häufig undiplomatischer Sprache fiel sie als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York auf. Trump ernannte die damalige Gouverneurin von South Carolina Anfang 2017. In der von weißen Männern geprägten Trump-Regierung war Haley, geboren 1972 als Nimarata Nikki Randhawa als Tochter indischer Einwanderer, eine Ausnahmeerscheinung. Ende 2018 gab sie den Botschafterposten überraschend auf.
Ihr Verhältnis zu Trump war stets gespalten. Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 unterstützte sie dessen Gegenkandidaten, erst Marco Rubio und dann Ted Cruz – und sagte über Trump, dieser stehe für "alles, was eine Gouverneurin sich nicht von einem Präsidenten wünscht". Nach ihrem Rücktritt als UNO-Botschafterin unterstützte sie immer wieder die Trump-Regierung, auch wenn sie nach der Kapitol-Erstürmung vom 6. Jänner 2021 kritische Worte über den Rechtspopulisten fand. "Er hat einen Weg eingeschlagen, den er nicht hätte einschlagen sollen, und wir hätten ihm nicht folgen sollen und wir hätten nicht auf ihn hören sollen", sagte sie dem Portal "Politico". "Und wir dürfen so etwas nie wieder zulassen."
Die Distanzierung von Trump lässt sich auch an einer zwei Jahre alten Aussage Haleys ablesen. "Ich würde nicht antreten, sollte Präsident Trump antreten", sagte sie damals. Diesen Videoausschnitt postete Trump vor kurzem und kommentierte: "Nikki muss ihrem Herz folgen, nicht ihrer Ehre. Sie sollte definitiv antreten!"
Andere konservative Politiker mit Präsidentschaftsambitionen verharren derzeit noch in Lauerstellung. In Umfragen zum Bewerberfeld der Republikaner liegt Haley mit einstelligen Prozentzahlen weit abgeschlagen hinter Trump und zwei potenziellen Kandidaten, Floridas Gouverneur Ron DeSantis und dem früheren Vizepräsidenten Mike Pence. Die mit einem Nationalgarde-Offizier verheiratete zweifache Mutter Haley hat derzeit bestenfalls Außenseiterchancen.
Aber in den kommenden Monaten kann viel passieren. Viele Republikaner wollen das Kapitel Trump schließen und mit einem frischen Gesicht in den nächsten Wahlkampf ziehen. Haley hofft, dieses Gesicht zu sein und als erste Frau die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zu gewinnen.