Marrakesch. Der Anlass ist ein historischer, doch die Themen des Besuchs sollen in die Zukunft gerichtet sein. Zur Feier des 240. Jahrestags der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen Marokkos mit Wien ist Karl Nehammer als erster österreichischer Bundeskanzler ins nordafrikanische Land gereist. Mit Premier Aziz Akhannouch und Außenminister Nasser Bourita sprach er am Dienstag aber nicht so sehr über Geschichte denn über eine Stärkung der bilateralen Beziehungen und den Kampf gegen illegale Migration. "Die Asylzahlen zeigen klar: Es gibt eine gefährliche Vermischung von Asyl und Migration aus sicheren Herkunftsländern wie Marokko", befand Nehammer und pochte erneut auf schnellere Rückführungen. Diese waren denn auch das Thema für Innenminister Gerhard Karner, der den Kanzler begleitete.
Vorbild für eine Kooperation mit Marokko könnte das Migrations- und Mobilitätsabkommen sein, das Österreich vor kurzem mit Indien geschlossen hat. Indien ist demnach bereit, illegal eingewanderte Bürger ihres Landes aus Österreich zurückzunehmen. Dafür soll es erleichterte Einreise- und Arbeitsmöglichkeiten für hochqualifizierte indische Arbeitskräfte geben.
Marokko hingegen zählt zu jenen Staaten, mit denen die EU seit Jahren erfolglos über ein Rückübernahmeabkommen für abgelehnte Asylwerber verhandelt. Laut Bundeskanzleramt wurden im Vorjahr innerhalb der EU rund 22.000 Asylanträge aus Marokko verzeichnet, fast 8.500 davon in Österreich. Die meisten Menschen reisen weiter, oft nach Deutschland, Frankreich oder Spanien. Nur wenige hundert Personen sind in der österreichischen Grundversorgung.