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Revolution der Jugend ist abgesagt

Von Klaus Huhold

Politik

Wahlsieger Bola Tinubu ist ein schwerreicher Kandidat der alten Elite. Viele Junge hätten sich Veränderung gewünscht.


Die "Obitiens" haben in den vergangenen Wochen für viel Bewegung in Nigerias politischer Landschaft gesorgt. So nannten sich die Anhänger des Präsidentschaftskandidaten Peter Obi, die bei Kundgebungen, Rundgängen in Wohngebieten und in den sozialen Medien für ihren Kandidaten warben. Dieser versprach, mit der etablierten Politik, den alteingesessenen Parteien und der das Land beherrschenden Korruption zu brechen, was ihm vor allem bei jungen Wählern, die sich nach Wandel sehnen, große Sympathie einbrachte.

Doch auch wenn Obi in der Hauptstadt Abuja und der Millionenmetropole Lagos die meisten Stimmen bekam - am Ende wurde die Revolution der Jugend abgesagt. Denn landesweit kam 0bi nur auf 25 Prozent der Stimmen, während Bola Tinubu von der Regierungspartei All Progressives Congress 36 Prozent vereinte. Das reichte für den Wahlsieg, weil Tinubu auch in zwei Drittel der 36 Bundesstaaten mindestens 25 Prozent erhielt.

Vorwürfe des Betrugs

Die Opposition erhebt allerdings den Vorwurf von Wahlmanipulationen. Beobachter vermuten aber, dass die Gerichte das Ergebnis durchwinken werden.

Der voraussichtliche Wahlsieger Tinubu hatte jedenfalls wesentlich mehr Geld zur Verfügung als Obi, um seine Kampagne auch in die abgelegensten Dörfer zu tragen. Tinubu repräsentiert die Elite und die alteingesessene Politik wie kaum jemand sonst. Nicht umsonst wird er aufgrund seines weitverzweigten Netzwerkes und seines langjährigen Einflusses auf wichtige Postenbetzungen auch "Der Pate" genannt.

Tinubu, dessen Geburtsjahr offiziell mit 1952 angegeben wird, wobei es Zweifel gibt, ob er nicht in Wirklichkeit älter ist, arbeitete einst im Erdölgeschäft und wurde später Gouverneur der Region Lagos. Im Wahlkampf warb er damit, dass er die Stadt sicherer gemacht habe und sie nun besser verwaltet sei. Ihm wurde aber auch immer wieder vorgeworfen, sich der "area boys", das sind kriminelle Jugendbanden, zu bedienen, um Gegner einzuschüchtern.

Generell ist die ausufernde Gewalt eines der größten Probleme des Landes. Die Städte sind enorm unsicher, ständig kommt es zu Überfälle und Entführungen. Im Norden des Landes werden ganze Landstriche derart von Islamisten terrorisiert, dass sie unregierbar geworden sind. Und im Süden zweigen kriminelle Banden Erdöl ab.

Das Öl hat Nigeria zur größten Volkswirtschaft Afrikas werden lassen - doch der Reichtum ist extrem ungleich verteilt. Während eine schmale Oberschicht das Land zu einem der größten Champagnerimporteure der Welt werden hat lassen, lebt fast die Hälfte der rasant wachsenden Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

All das frustriert vor allem junge Bürger. "Ich verstehe eure Schmerzen, eure Sehnsucht nach guter Regierungsführung, einer funktionierenden Wirtschaft und einer sicheren Nation, die euch und eure Zukunft beschützt", sagte Tinubu in seiner Rede an die Jugend gerichtet. Dass ausgerechnet ein Mann der Elite das ändert, daran gibt es Zweifel.